Donnerstag, 16. Juli 2009

Last Exit Legoland

Der Satz "Ich arbeite in Rheinstetten" klingt eigentlich unverfänglich. Dazu fehlt wahrscheinlich das passende Bild im Kopf.
Eine entsprechende Beschreibung wäre es wahrscheinlich, das minutenlange nachfeierabendliche Warten auf die S2, die mich zurück nach Karlsruhe karrt, geistig nachvollziehbar zu machen.
Man sitzt also auf einer Wartehäuschenbank an einer Haltestelle, die den wunderschönen Namen "Rösselsbrünnle" trägt, und das tränende Auge erblickt den zurückgelassenen Arbeitsplatz... eine Art Gemeindezentrum, das alles beherbergt, was diesen Ort ausmacht, eine Sinfonie aus Rauhputz, Lamellen und Stahlbeton, genauso unpersönlich, besenrein und förmlich aseptisch wie alles außenherum. Die pfiffige Idee, Ecken und Kanten mit türkisfarbenen Elementen abzusetzen, verstärkt den trostlosen Eindruck absurderweise noch.
Zumal der ganze Ort so wirkt... ein am Reißbrett entworfenes Konstrukt aus allen Arten weitgehend gesichtsloser Nachkriegsarchitektur, ein Konglomerat aus Wohnblocks und den Titelblättern der Mitgliederzeitschriften irgendwelcher Bausparkassen und dermaßen sauber und geordnet, daß man eine gute Vorstellung davon hat, wie sich seltengereiste Menschen aus anderen Erdteilen "Deutschland" vorstellen.
Zumindest scheint es keine höhere Instanz zu geben, die dem Zusammenzimmern irgendwelche Dörfer zu einer Kleinstadt aus ethisch- ästhetischen Gründen einen Riegel vorschiebt; derselbe Weltgeist, der uns bereits kleinstädtische Pretiosen wie Graben- Neudorf, St. Leon- Rot oder Bruchweiler- Bärenbach beschert hat, hat nun also Forchheim, Mörsch und Neuburgweier zu Rheinstetten verkleistert.
Einen Vorteil hat es: ist man in der Nähe des Rheinhafens, sieht Fabrikschlote und Spuren des Gammels an nicht mehr ganz taufrischen Gebäuden in Mühlburg oder sonstwo, hat man direkt das beruhigende Gefühl, sich unter lebenden Menschen zu befinden. Immerhin.

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