Sonntag, 31. Januar 2010

mobility4u

Warum mir auf dem Weg zur Spätschicht nix Erbaulicheres einfällt, als mir an der Haltestelle Kronenplatz anzuschauen, mit welchen Werbebanderolen Karlsruher Straßenbahnen beklebt sind, ist eine gute Frage.
Noch trostloser ist freilich, das Gelesene nach früherer reiner Kenntnisnahme nun endlich ins Gehirn einsickern zu lassen, auf daß es ein paar Synapsen kappe.
Die KVV- Werbung etwa, die da unter dem geradezu um Gnade flehenden Slogan "mobility4u" mannigfaltig Gesichtsgulasch erschröcklicher junger Menschen vorführt (scheinbar zwangsrekrutierte Auszubildende, denen Furchtbares angetan wurde, so weltentrückt- syphilitisch grimassieren sie in die Kamera), die zu "Julia" fahren. Oder zur Hölle. Zumindest mal in der ganzen Stadt herum, um ja jedem zufällig Anwesenden vorzuführen, daß wir hier garantiert nicht mehr alle Tassen im Schrank haben.
Gekrönt wird dieser kreative Clou, der nur dabei herauskommen kann, wenn sich frühvergreiste 40jährige an dem versuchen, was sie für "Jugendjargon" halten, von zwei essentiellen Feststellungen: "Kaputte Haltestellen sind für kaputte Typen", sowie "Clean ist cool."
Was man eben so feststellt, wenn man scheinbar den ganzen Tag Substanzen aus der chemischen Reinigung inhaliert.
Apropos "Straßenbahn":
manchmal kommt ja der Anflug einer Identitätskrise herbeigeweht, wenn man zum Beispiel am Europaplatz in die Verbalauseinandersetzung rivalisierender Fangruppen gerät.
"Scheiß Kaiserslautern!", kam es von KSC- Seite, "60 und der FCK- Scheiß- Karlsruhe!" von der Seite der Anhänger von 1860 München sowie versprengter FCK- ler, die sich vor Postgalerie und McDonalds über die Straße hinweg anblökten und auf eine passende Gelegenheit warteten, sich gegenseitig auf die Glocke zu hauen.
Also MEIN Verein samt Verbündeter gegen meinen Wohnort, in dem ich mich bekanntlich sehr wohl fühle... es war zwar schon immer klar, daß ich hier drei Stunden keine Freunde mehr habe, wenn der FCK spielt, aber auf dem Heimweg von der Arbeit bei Minusgraden und Schneetreiben quasi einem Stellvertreterkrieg beizuwohnen, machte gerade keine Laune.
"Karlsruher by choice, Pfälzer by the grace of God..."
Heute entschied ich mich kompromißhalber für den goldenen Mittelweg, der da "S5 Richtung Mühlburg" hieß, fuhr nach Hause und ließ dem Jungvolk sein Vergnügen.
Den Rest heb ich mir für Ende Februar auf, wenn ich mir drei Stunden lang einbilden muß, nicht mehr hier zu wohnen.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Belästigungen

So ein Blog ist doch immer eine ganz gute Sache, wenn es darum geht, die Leserschaft (sofern man eine zählbare hat) wiederum auf andere Autoren aufmerksam zu machen.
Auf den von mir überaus geschätzten Michael Sailer etwa, der nicht nur Romanautor und Musikjournalist ist und gelegentlich unter anderem Beiträge auf der "Wahrheit"- Seite der taz, in der SZ und im Musikexpress veröffentlicht (wobei er sich aus letzterem scheinbar gerade verabschiedet hat), sondern auch eine regelmäßige Kolumne im Münchner Stadtmagazin "in" schreibt, die den schönen und treffenden Titel "Belästigungen" trägt.
Diese werden erstaunlicherweise trotz immer wiederkehrender Sujets niemals langweilig, da sie in immer neue Rahmenhandlungen und Metaphern verpackt werden, und das dazu mit einer sprachlichen Urgewalt, die sich zum Beispiel vor den Polemiken eines Eckhard Henscheid durchaus nicht zu verstecken braucht.

Wer will, kann das selbst nachlesen, und zwar hier:

http://www.michaelsailer.de/Michael%20Sailer%20-%20lesen.htm

oder sich die gesammelten "Belästigungen" in Buchform zulegen.

Live erleben kann man Michael Sailer auch, und zwar regelmäßig sonntags im Rahmen der "Schwabinger Schaumschläger" in München, im Verbund mit anderen Autoren und Slampoeten zu einem angemessenen Eintrittspreis von fünf Euro im Vereinsheim, Occamstraße 8.
Ab und zu läuft man dort auch dem Schreiber dieser Zeilen über den Weg, und wer mag, kann gerne ein Bier oder einen Kaffee mit mir trinken.

Selbstreflexive Rapanfälle

Ich liebe Rapmusik schon, seit ich im zarten Alter von 10 Jahren "Formel Eins" mit der jetzt folgerichtig bei einer MDR- Schlagersendung gelandeten Moderationsmarionette Peter Illmann gesehen habe.
Damals kam "The Message" von Grandmaster Flash and the Furious Five, dankenswerterweise mit deutschen Untertiteln, und ich war bereits völlig fasziniert vom Text und der Rhythmik des Ganzen.
Anfang der 80er kam die erste große Rap- und Breakdancewelle angebrandet... im ZDF konnte man sogar mit Eisi Gulp, der vorher das Volk ebenda zu Aerobic und Skigymnastik animiert hatte, lernen, wie ein Roboter zu tanzen oder auf dem Wohnzimmerboden absonderliche Verrenkungen zu vollführen.
Meine erste Rapscheibe bekam ich mit 13, und zwar die "Licensed To Ill" von den Beastie Boys... und "nur" drei Jahre später folgte "Loc-ed After Dark" von Tone- Loc.
In beiden Fällen verstand ich von den Texten noch kaum ein Wort... aber es war etwas da, was mich bewegte.
Anfang der 90er war dann "Fear Of A Black Planet" von Public Enemy für mich der Grund, mir eine massive Sammlung zuzulegen.
Da die frühen 90er außerdem mit dem Beginn meiner Punk- und Metalzeit (nein, weder Eierkneifgesang noch Spandexhosen... ich stieg gleich bei Thrash, Death und Grindcore ein) zusammenfielen, führte ich musikalisch eine recht erstaunliche Existenz, da ich es tatsächlich irgendwie schaffte, solch unterschiedliche Ausdrucks- und Lebensformen in meiner Person zu bündeln, ohne einer Identitätskrise ausgesetzt zu sein.
Als damals das ganze Gesocks, das vornehmlich in den Erzählungen irgendwelcher Szeneveteranen und Alt- 68er vorkam, aber bis dato kaum in Erscheinung trat, plötzlich wieder aus dem Abflußschacht kroch und uns in Hoyerswerda und Rostock- Lichtenhagen daran erinnerte, daß es wieder da sei, kam es vergleichsweise kurze Zeit zu einem erstaunlichen Schulterschluß diverser alternativer Jugendkulturen... in der "Katakombe" gab es zum Beispiel damals einen "Punk- und HipHop"- Abend, der in der heutigen Zeit in dieser Form undenkbar wäre und bei dem die Dead Kennedys, Prong, Ice Cube und The Pharcyde friedlich koexistierten.
Die HipHop- Szene, die sich vornehmlich um Leute wie Advanced Chemistry und Anarchist Academy herum neu aufbaute (Breakergangs in Großstädten hatte es früher schon gegeben), war damals größtenteils noch explizit links und hatte mit Faschos auch nicht weniger Ärger als die üblichen Verdächtigen.
Das erleichterte das Ganze natürlich noch.
Ende der 90er ging das mit HipHop und mir dann unerwartet zuende.
Damals hatte ich sogar eine Band mit deutschen und türkischen Texten namens "Die Schwadron", die wir aus einer spontanen Laune heraus an der Schule gegründet hatten, wo wir dem Zweiten Bildungsweg folgten, und mit der wir es immerhin auf acht Auftritte brachten.
Die damit verbundene Pflicht, eine Brücke zwischen zwei Szenen zu schlagen, die sich mittlerweile unwiederbringlich auseinanderdividiert hatten, brachte letztendlich die erwartete Zerreißprobe. Zumal auch ich einen grundlegenden Wandel in Haltung und Ansichten durchgemacht hatte; der Gaffory 1992 und der heutige könnten sich wahrscheinlich nicht ausstehen, würden sie sich irgendwo begegnen.
Als ich dann letztendlich bei einem Gig in Ludwigshafen im Jahr 2000 auf der Bühne stand und mich fragte, was ich da überhaupt mache, weil ich mich weder mit der Szene noch mit dem Publikum identifizieren konnte und auch keine Lust hatte, für eine immer größere Anzahl von Totalhonks den Berufsjugendlichen zu mimen, quittierte ich den Dienst.
Zudem klang ich mit meiner lustigen Nasescheidewandverkrümmung selten richtig elegant; eher wie Papa Maulwurf im Quasselwahn.
In dieser Zeit ging es schon musikalisch mit dem ganzen Genre bergab: immer gleich klingende Plastikbeats aus dem Musicmaker und die Verwässerung auch guter Bands durch die Hinzunahme von R'n B- Elementen, was sich allmählich wie eine Pest zur Verseifung und Verschleimung jedes dritten Tracks auswuchs. Wenn ich mir beispielsweise alte Platten von Mobb Deep und deren aktuelleren Output anhöre, kommen mir die Tränen.
Dazu eine immer größere Debilisierung von Künstlern und Publikum, und damit meine ich nicht die Aggro- Berlin- Szene; dem damals durchaus noch als erträglich empfundenen Jan Eißfeldt von den Beginnern ist es zu verdanken, ein krass derbes Deppensprech in Interviews etabliert zu haben, was mich gar nicht geflasht hat und nur mit wachsversiegelten Ohren zu ertragen war.
Letzteres war auch bei dem musikalischen Klippmüll notwendig, der aus vornehmlich schwarzen BMW's bei jedem Ampelstopp pumpte, während ein parfümierter Halblude dazu den Takt auf dem Lenkrad mitklopfte.
Und das war's dann. Ein Genre verwandelte sich vollständig in Scheiße, und diese wiederum machte mich dermaßen aggressiv, daß ich das alles weitestmöglich aus meinem Leben heraushalten wollte. Jahrelang wollte ich keine Rap-Platten mehr hören.
Zumal ich stellenweise auch ernsthafte Probleme mit manchen Texten hatte: einiges war dermaßen unverhohlen dumm, rassistisch und schob als bequeme Lösung den Weißen jegliche Schuld an allen Verfehlungen der Afro- Amerikaner zu, daß mir im Vergleich zu früher öfter mal das Messer im Sack aufging, da ich irgendwann über den Gutmenschenansatz hinaus war, das Ganze in Hinsicht auf kulturelle Unterschiede erklären oder rechtfertigen zu wollen. "Guilty Of Being White" von Minor Threat bringt es da immer noch sehr treffend auf den Punkt, denn auch als Mitteleuropäer muß man zwangsweise nicht jeden Schwachsinn abnicken.
Doch über diverse Umwege kam die Musik zu mir zurück, vor allem über die Abstract- Schiene des "Brother from Outer Space" Sensational, Spectre und dem ganzen sonstigen Chunk O' Bliss- Kram... endlich mal wieder interessanter und innovativer HipHop, der mich hinhören ließ. Und dann nach und nach die Rehabilitation meiner ganzen alten Platten, die ich glücklicherweise aufgehoben hatte, und die nun von ihrer Funktion als Staubfänger befreit wurden.
Mittlerweile kaufe ich mir sogar ab und zu wieder irgendwelche Alben, wenn auch vorzugsweise aus den 80ern und 90ern.

Ich schreibe dies alles, weil ich in den letzten Tagen genug Lust und Zeit hatte, mal wieder ein paar HipHop- Scheiben aufzulegen (das ist und bleibt immer noch ein vergleichsweise seltenes Vergnügen, aber zumindest ist es wieder eines) und Erinnerungen zu wälzen. Und zwischendrin Jello Biafra zu hören, PJ Harvey, die Dirtys oder Steel Pole Bath Tub.

Das ist wahrscheinlich der einzige Vorteil daran, immer älter zu werden: szenebedingte Limitierungen sind einem mittlerweile völlig egal, weil man besseres zu tun hat, als sich über so einen Quatsch den Kopf zu zerbrechen.
Musik hören, zum Beispiel.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Leader- Ability

Drei Blogeinträge an einem Tag, auf diese Frequenz kam ich noch nie.

Aber wenn man Zeit und Muße hat, mal wieder in den Untiefen des Internets zu stöbern und sich erschlagen zu lassen vom darin herummäandernden Gequalle und Geschwalle, könnte es vorkommen, daß man sich zu solch einem Schritt genötigt sieht.

Die Realität erhebt dann ihr häßliches Haupt; und inmitten von Stapeln aus Büchern, Platten und Filmen wird einem schlagartig klar, daß es da draußen tausende von Menschen gibt, die mit wirklich absonderlichen Sachen ihr täglich Brot verdienen.
Ist man zum Beispiel auf Anraten eines Freundes in einem- nicht näher zu bezeichnenden- Netzwerk unterwegs in der Hoffnung, als Schreiber einen Job zu ergattern, der einem zumindest eine Aufstockung des monatlichen Budgets verspricht und erhält tatsächlich eine Stellenanzeige, auf die man sich gerne bewerben darf, wird einem bewußt, daß Leute ihr Arbeitsleben mit dem Zusammendübeln solch vollendeter Geisteskrankheiten wie dieser hier zubringen:

Aufgabengebiet
Besitzen Sie die Leader- Ability, die wir suchen? Kennen Sie das richtige Maß zwischen Förderung und Forderung ggü. Ihren Mitarbeiten? Sind Sie ein Vorbild?

- Sie werden maßgeblich den Aufbau eines Geschäftsfeldes vorantreiben (Sales & Marketing, IT, Engineering oder Procurement&Supply Chain, Interim Management, Finance, Banking)


Ja, danke. Ich geh mal brechen.

Herzhaft, delikat, pikant

Ist schon einmal jemandem außer mir aufgefallen, daß Speisepläne in Kantinen und Altersheimen scheinbar immer nach demselben Baukastenprinzip erstellt werden?
Also: man nehme den trostlosesten Fraß, der sich auf dem ganzen Erdenrund finden läßt (abgehackte Krähenfüße; in cremiger Sauce aufgekochter Küchenkehricht; vermißte Pudel im Umkreis von 2 Kilometern aus der ganzen Nachbarschaft), reichere ihn generell mit den Adjektiven "herzhaft", "delikat" und "pikant" an, und bitteschön:

"herzhafte Geflügelwiener in pikanter Sauce"
"delikate Putenfleischwurst mit herzhaftem Kartoffelsalat"
"pikante Rotwurst mit herzhafter Sülze"

und ähnlich sanft erschaudern lassendes mehr. Das erreicht ungefähr denselben Effekt wie die Aufschrift "Gourmet" auf den Produkten des Discounters um die Ecke, was im Zweifelsfall meist bedeutet, daß die billig erstandenen Würste zu 90% frei von Katzenhaaren sind.
Wir halten uns doch lieber an die schönen Dinge des Lebens:

"frischer Maulwurf im Schlafrock".

Herz, was willst du mehr?

Das Volk der Christusmörder

Wenn man- wie ich gestern- gerade eine Magen- Darm- Grippe auskuriert (nebenher erwähnt: eine Krankheit, bei der einem nun wirklich nicht langweilig wird. Man hat immer was zu tun) und somit an die Couch vor dem Fernseher gefesselt ist, sollte man das Beste daraus machen.
Das heißt: ein paar DVD's aus dem Riesenstapel in der Ecke fischen, der noch seiner Sichtung harrt, und ohne schlechtes Gewissen den Tag damit über die Ziellinie schaukeln.
Und nach "Shaft in Afrika", "Heat" von Michael Mann (ein Meisterwerk!!! Ja, mit drei Ausrufezeichen!!!) und Martin Scorseses "Bringing Out The Dead" (nochmal: anschauen, aber sofort! Husch, husch!)schaltet man den DVD- Player aus, um in der Zielgeraden von Claude Lanzmanns Dokumentation "Shoah" von 1985 zu landen, und ebenda direkt im Interview mit einem polnischen Pfaffen und seinen Auslassungen zum Holocaust.
Und diese fünf Minuten rufen einem schmerzhaft etwas in Gedanken zurück:
wenn man schrittweise zurückgeht vom Antisemitismus in seiner letztendlichen fatalen Ausprägung, landet man beim kirchlichen Antijudaismus, bei den "Schriften wider Türken und Juden" von Martin Luther, den Pogromen im Mittelalter mit den Juden als Brunnenvergiftern und dem Abdrängen letzterer in Kreditgeschäfte, die den Christen als moralisch verwerflich galten, aber für Juden gut genug waren.
Denn man wollte sie in anderen Berufszweigen nicht haben, und irgendwer mußte ja die Dreckarbeit erledigen, so daß sie diese quasi als Familienunternehmen über Generationen weiterführten, damit reich und zu den "hakennasigen Herren des Wuchers" wurden, so daß man bis heute die europäischen und amerikanischen Juden in erster Linie mit der Finanzwelt assoziiert.
All das fußt lediglich auf der Stelle im Neuen Testament, in der bestochene Juden die Kreuzigung Christi forderten und somit laut Bibel das Unheil über ihr Volk samt aller nachfolgenden Generationen heraufbeschworen.
Keinen anderen Ausgangspunkt gibt es als die "Frohe Botschaft", die somit seit hunderten Jahren Millionen Menschen das Leben gekostet hat, und das durch Leute, die ihr Tun durch selbige legitimiert sahen.
Die Absurdität des Ganzen sollte man sich in stillen Minuten immer mal wieder ins Gedächtnis rufen.

Montag, 18. Januar 2010

Nachgetreten, aber mit Schmackes

Irgendwann (es mag wohl gegen Ende der 90er gewesen sein) begegneten mir ständig Menschen, die den Franzosen Philippe Djian für den größten lebenden Schriftsteller hielten.
Ich weiß nicht, warum. Kollektive Hypnose? Die zersetzende Kraft des Feuilletons? Gehirnwäsche in geheimen Versuchszentren der Regierung? Oder steckten gar die Illuminaten dahinter?
Zudem ich auf irgendeiner Party tatsächlich einem Verlagsmenschen begegnete, der versuchte, mir beizubringen, daß jegliche Literatur vergangener Zeit überhaupt nicht mehr von Belang wäre, da sie zur heutigen Zeit ja keinen Bezug mehr hätte, und man sich doch bitte an die Literatur der Gegenwart zu halten habe, insbesondere Philippe Djian.
Es ist natürlich überflüssig zu erwähnen, daß die Diskussion dann noch eskalierte, woran ich sicherlich nicht unschuldig war; aber solange solche Scheuklappenträger tatsächlich etwas zu melden haben und an Literatur Coolheitsmaßstäbe anlegen, die sie sich selbst nach dem Bongrauchen von der Tapete gekratzt haben und deswegen ein gutes Buch nicht mal erkennen, wenn ein Halogenstrahler darauf gerichtet ist und auf dem Umschlag der mit Edding geschriebene Hinweis "GUTES BUCH" prangt, braucht man sich nicht zu wundern, daß es da draußen noch genug talentierte Autoren gibt, die jahrelang vor sich hinschreiben, ohne jemals einen Verlag zu finden.
Tatsächlich schenkte mir ein damaliger Freund quasi aus dem Nichts (die unheimliche Riege zu komplettieren) zum Geburtstag "Erogene Zone" von Djian, der ja seitdem noch gefühlt drölftausend andere Bücher vollgeschrieben hat, und ich habe es auch mit dem Vorsatz, unvoreingenommen heranzugehen und es möglichst gutzufinden (eine Unart, die von ungewünschten Geschenken von Freunden extrem gefördert wird) gelesen.
Wie ich nun darauf komme?
Ich habe heute mein Bücherregal umgeräumt und aus Platzgründen einiges abscheuliches verbannt (den in einem früheren Eintrag erwähnten Hildesheimer, beispielsweise, und das ebenfalls reichlich grausige "Satan in Goraj" von Isaac Bashevis Singer... das gnadenlos überschätzte, hölzern zusammengezimmerte und mit reichlich dämlicher Handlung ausgestattete "Parfüm" von Patrick Süskind rauschte schon früher in den Orkus. Ich möchte das auch hier im Blog nicht unerwähnt lassen), und da hielt ich es in der Hand: "Erogene Zone" von Philippe Djian.
Prompt fiel mir eine Kritik ein, die ich kurz nach dem Lesen in einem anderen Forum gepostet habe, und ich möchte sie hier wiedergeben.

Das war er also, der heißeste Scheiß der 80er: Philippe Djian schreibt über Philippe Djian, wie er ein Buch schreibt. Und während er das Buch schreibt, erlebt er allerlei verwegene Dinge: er vögelt einige Frauen, wobei dann die EINE dabei ist, an der er wirklich hängt, seine Nina, von der er sich zweimal trennt und mit der er am vermeintlichen Happy End wieder zusammenkommt, wird mit seinem schwulen besten Freund von ein paar Dorfassos verprügelt, erlebt Eifersuchtsszenen mit dem Freund einer 18jährigen, die eine zeitlang bei ihm Unterschlupf gefunden hat, und fährt in der Gegend herum..
Dazwischen hat er allerlei damit zu tun, sein Buch zu schreiben, das ihn quasi in seinen Klauen hat, bis mit der Beendigung desselben auch ein Akt der Selbstreinigung stattgefunden hat. So weit, so schlecht.

Es ist ein Buch wie ein One- Night- Stand: durchaus flott wegzulesen, ein angenehmer Zeitvertreib, aber wenn alles vorbei ist, fragt man sich, ob es wirklich nötig war, auch wenn man durchaus kurzzeitig seinen Spaß hatte. Fazit:
Muß ich es mir wirklich antun, streckenweise zum Dreinschlagen verleitendes selbstmitleidiges Geseiere über die Qualen eines Schriftstellers anzuhören, und das von einem Typen, der in Südfrankreich in einem Haus lebt, einen alten Amischlitten fährt, monatlich einen Scheck von seinem Verlag erhält, der ihm zum Leben reicht (immerhin muß er in der Mitte des Buches sogar mal arbeiten, der arme Kerl... er hat es wirklich schwer), alles vögelt, was nach einem lauten "HÜA" nicht schleunigst das Weite sucht, sich mit allem möglichen die Vorhänge zuzieht und sein Schriftstellerdasein, eine Art Seelen- und Geistesverwandtschaft reklamierend, an einer Stelle des Buches mal nebenher mit Céline und Bukowski vergleicht, ohne deren Intention scheinbar auch nur ansatzweise begriffen zu haben? Der ständig irgendwelche Episoden beginnt, die dann ziellos im Sand verlaufen (und das dann ebenfalls geschickt damit entschuldigt, daß im Leben ja alles zufällig abläuft)? Der die ganze Zeit von seinem Buch schwadroniert, ohne näher darauf einzugehen?
Djian ist ein Blender. Hätte er die Konsequenz besessen, seinen Möchtegernbukowskismus abgebrüht darzustellen, hätte man das Ganze noch mit einem Grinsen durchwinken können, dann wäre er wenigstens ein richtiges Arschloch gewesen (eben so, wie Céline eines war), und trotz seines schreiberischen Unvermögens irgendwie "authentisch". Aber dafür, daß er versucht, mir seine pomadige Existenz als die große Einsamkeit des Schreibers zu verkaufen, gehört ihm "Erogene Zone" um die Ohren gehauen.
Dieses Buch ist ein Scheißhaufen vor dem Herrn. Aber etwas Gutes hatte es doch: eine Frau hielt mich damals für einen coolen Typen, als sie das bei mir ungelesen rumstehen sah. Ob es das aber letztendlich wert war, sei mal dahingestellt. Immerhin habe ich den Quatsch dafür komplett fertiggelesen. Nun sind wir quitt, Djian.


Jaja, so war das damals, und ich möchte keine kostbare Lebenszeit mehr damit verschwenden, auch nur noch eine Seite von diesem Schwachkopf zu lesen.
Manchmal mag es notwendig sein, sein Terrain klar und deutlich abzustecken. Ich schätze, das hab ich hiermit getan:

fick dich, Feuilleton, fick dich, Verlagshipster, fick dich, Djian.

Bei Risiken und Nebenwirkungen...

Aus irgendeinem mir nicht ganz ersichtlichen Grund fühlte sich mein Verlag dazu bemüßigt, dem Pressetext zu meinem Roman noch folgende Mitteilung anzuhängen:


Warnung aus gegebenem Anlass:
Wegen Beschwerden über Würgereize wegen diverser Abartigkeiten in der „Kreisklassenhölle“ raten wir allzu sonnigen Gemütern vom Lesen dieses Buches ab. Es handelt sich nicht um ein Herrje-waren-wir-verwegen-Buch. Wer heroische Außenseiter-Possen mit romatisch-verklärten Nostalgieexzessen lesen will, der sollte unbedingt zu anderen Büchern greifen
.

Seitdem schwanke ich nun, ob ich das als Auszeichnung verstehen oder eher albern finden soll.
Sollte es mir einen feuchtgebietsbedingten Schub öffentlicher Aufmerksamkeit bescheren, möge es mir recht sein. Jedoch, mit selbigem Machwerk imzuge vermarktungstechnischer Strategien auf dieselbe Stufe gestellt zu werden...

ich grübele zuviel. Vielleicht sollte ich auch einfach nur das Fenster aufreißen und schreien: "Oh herziges Dummvolk! Karre es mir seine sauer verdienten Moneten herbei, am besten waschkübelweise, und lese es ein gutes Buch, anstatt sich an dem ganzen verjauchten und vergrindeten Gerangel auf dem Flachbildschirm zu ergötzen, auf dem Bohlens Dieter dementerweis seine grauslige Hackfre..."
Und so weiter. Zurücklehnen und abwarten.
Dennoch: sputen sollten sich eventuelle Käufer schon. Immerhin habe ich für August eine dreiwöchige USA- Reise geplant, immer noch ohne die geringste Ahnung, wie ich die finanzieren soll.
Da käme mir ein Zubrot wie gerufen.

Sonntag, 10. Januar 2010

Mount Everest

Der ewige Scheiß, er will kein Ende nehmen.

Macht es noch Sinn, sich das versehentlich benutzte, nichtsdestotrotz nicht weniger grottenfalsche "Sinn machen" abzugewöhnen, wenn mittlerweile sogar Politiker im Fernsehen sowie Buchautoren wie Frank Schätzing diese Floskel verwenden, ohne daß ihnen jemand zumindest ein Gummihuhn auf den Kopf haut?
Vor allem, weil letzteres bedeutet, daß mittlerweile sogar Lektoren, die eigentlich dafür bezahlt werden, zumindest in der Literatur ein sauberes Deutsch zu gewährleisten, scheinbar auch schon der Sprachverhunzung anheimgefallen sind.
Daß die schreibende Zunft allmählich immer geisteskränker wird, ist kein Geheimnis.
Die führende Position dürfte da neben des Deutschen liebstem Drecksblatt mittlerweile der Ersteller der Startseite von web.de und anderen Internetanbietern einnehmen, da diese Seiten scheinbar alle unter demselben Stein hervorgekrochen kommen.
Was die Menschheit in erster Linie interessiert, sind "Prominews" und Rückblicke auf die gestrige DSDS- Staffel, die zu dem Schluß kommen, daß ein Kandidat mit seiner Stimme für, Achtung, festhalten, "Gänsehaut- Feeling" gesorgt habe.
Es ist tatsächlich zum Weinen.

Dagegen ist es beileibe nicht der Fall, daß ich ein hochvergeistigtes Wesen wäre, das sich tagaus, tagein in geselliger Causerie mit Hegel und Kant auseinandersetzt, aus dem Stegreif über klassische Musik genauso parliert wie über die Hochschulreform und sich bei einem guten Glas Rotwein als hochgebildeter Gesprächspartner erweist, der sich der spritzigen, aber hintersinnigen Konversation verschrieben hat.
Tatsächlich ist es so, daß ich nicht übermäßig gebildet und belesen bin, außer in Bereichen, mit denen ich mich eh schon seit Jahr und Tag freiwillig beschäftige.
Ich mag mich gut ausdrücken können, was vieles wettmacht; aber für jeden Bereich, in dem ich umfassendes Wissen besitze, gibt es andere mit Lücken, entweder Einschußlöchern gleich oder astronomisch groß.
Ich gehe auch lieber zum Fußball als ins Theater oder in die Kneipe statt zu Vorträgen. Und Philosophie kapiere ich großteils nicht, dafür bin ich zu doof.
Müßte ich mich kategorisieren, würde ich mich wahrscheinlich als "Proll mit Abitur" bezeichnen. Und das ohne Koketterie, auch wenn es den Anschein erwecken mag.

Dennoch bereitet mir dermaßen publik gemachte Dummheit von Leuten, die es besser wissen müßten, nahezu körperliche und seelische Pein.
Wohin das führt?
Dahin, daß- bleibt man auf der Couch liegend beim Zappen ausgerechnet beim "perfekten Promidinner" hängen- irgendwelche Models ins Fernsehen dürfen, die allen Ernstes fragen, ob "Sauerländisches Rind" mit Sauerkraut umwickeltes Rindfleisch ist und zum "Indianerschmuck als Gastgeschenk besorgen" einen indischen Laden suchen.
Früher hätte man so jemanden nicht mal zum Bierholen geschickt.

Samstag, 9. Januar 2010

Sterben und Entsorgtwerden für Fortgeschrittene

Nachdem ich alte Blogeinträge von mir auf dem- mittlerweile völlig unnötigen und von mir selten frequentierten- My Space gelesen habe, habe ich zumindest einen gefunden, der für dermaßen ekelerregend und geschmacklos gehalten werden dürfte, daß ich ihn meiner Stammleserschaft hier nicht vorenthalten möchte.

Da wir sowieso gerade Winter haben sowie genug Zeit und Muße, um uns in kalten Nächten Gedanken über Freund Hein zu machen, hier also "Sterben und Entsorgtwerden für Fortgeschrittene" im 2010er Remix:
Der Tod ist langweilig, wenn man es sich überlegt. Herzinfarkt, Krebs, Bungeejumping ohne Seil, als menschliche Fackel durch ein vollbesetztes Fußballstadion laufen... alles schon dagewesen. Anschließend wird man dann verscharrt oder verheizt, und die Allerliebsten müssen zwei Jahre später, wenn sie sich zufällig an einen erinnern, ein Photo rauskramen, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wie man überhaupt ausgesehen hat. Toll. Aber es geht auch anders. Hier jeweils drei Vorschläge. Bitte nachmachen.

Sterben für Fortgeschrittene, die Top 3:


Platz 3:


sich in einem Straßenbahnwagen, am Besten mittags um 13 Uhr 30, wenn er vollbesetzt mit Schulkindern ist, mit dem Rücken zum Fenster und einer großkalibrigen Waffe das Gehirn rausblasen, und zwar in einem Winkel, der dafür sorgt, daß Blut, Gehirn und Glibber in einem Riesenradius strahlenförmig über die Scheibe verteilt werden. So stirbt man mit einem Heiligenschein als selbststilisierte Ikone der Jetztzeit, und die lieben Kleinen um einen herum werden mit viel Glück dermaßen traumatisiert, daß einige von ihnen nie mehr im Leben ein Wort sprechen.
Somit ist eine Karriere als Versicherungsvertreter oder 9Live- Moderator schonmal ausgeschlossen, und man hat der Menschheit einen Riesendienst erwiesen (den sie wahrscheinlich wie immer nicht zu würdigen weiß).


Platz 2:


sich öffentlich zu Tode hungern, am besten auf einem Marktplatz unter freiem Himmel in einem Bett, das man während dieser Zeit nicht verläßt. Das Ganze als religiöses Event inszenieren: während man ausgemergelt in seinen eigenen Exkrementen liegend dem Ende entgegendämmert, erscheint stündlich jemand mit einem Mikrophon und erzählt den Leuten, daß man dies tue, um die Sünden der Menschheit zu schultern und diese hernach mitzunehmen, so daß man gefälligst als Erlöser bejubelt werden soll.


Platz 1:


Dafür braucht man Geld wie Heu, leider... denn es ist ein ganz famoser Abgang, der Applaus und in Ehrfurcht vom Kopf genommene Hüte verdient.
In einem schwarzen Ferrari komplett auf Koks mit 200 Sachen über eine Autobahn rasen, und dabei von einer Edelhostess einen geblasen bekommen, während im CD-Player des Wagens die "Reign In Blood" von Slayer rotiert und auf dem eingebauten Fernseher ohne Ton das Champions- League- Endspiel 1.FC Kaiserslautern - Bayern München gerade in der letzten Minute der Verlängerung noch 0:0 steht.
Und in dem Moment, wo es einem kommt, auf der CD "Post Mortem" in "Raining Blood" übergeht und der FCK mit dem Schlußpfiff das 1:0 erzielt, prallt der Wagen auf einen Gelenkbus voll Teilnehmer des NPD- Parteitages, der sofort explodiert.

Tot wären wir damit also schon mal, und zwar wie ein Korb voll Socken. Doch was von uns noch übrig ist, muß ja schließlich auch irgendwie weg, und zwar möglichst effektiv.
Deshalb nun das Entsorgtwerden für Fortgeschrittene:


Platz 3:


sich im Zustand fortgeschrittener Verwesung in einen Block Kunstharz eingießen lassen und zukünftig auf Tour gehen, um ohne Vorankündigung in diversen Großstädten an belebten Plätzen aufgestellt zu werden.

Platz 2:

die Leiche an eine große, extra zu diesem Zweck hergestellte Feuerwerksrakete binden und diese in einer vorher berechneten Höhe, die für eine größtmögliche Streuung der Überreste sorgt, über einer Großstadt zur Explosion bringen.


Platz 1:


seine Leiche in einem großangelegten Event auf einem öffentlichen Platz von einem Typen in Ku- Klux- Klan- Robe mit einem Filetiermesser zerschneiden und an ein Rudel mitgebrachte Hunde (am besten was Niedliches, wegen des Kontrastes... Pudel oder Yorkshireterrier) verfüttern lassen. Die Hundescheiße dann in einem Sarg sammeln und in einer kirchlichen Zeremonie beerdigen.

Rhapsody In White

Ich schaue aus dem Fenster und unten fahren Autos mit gedrosseltem Tempo vorbei.
Im Moment glaube ich, seit ich in Karlsruhe wohne, hatten wir hier im Treibhaus Deutschlands (mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10,6 Grad, soweit ich mich erinnere... sowie den Anmerkungen in der Stadtgeschichte, daß Kaiser Wilhelm sein Tropenregiment für die Kolonien früher hier stationiert hatte, um die Soldaten zu akklimatisieren) nicht so viel Schnee. Und weil ich heute frei habe, kann ich den Anblick mal genießen, statt fluchend den Weg zur Arbeit entlangzustolpern.
Aber wie der weiße Kittel hier gerade das komplette Tempo in der Stadt zu regulieren scheint, ist schon eine interessante Beobachtung.
Daß sich die ganze Ruhe auf einen selbst überträgt, auch. Noch mehr Schnee, und ich bin dermaßen entspannt, daß ich während des Laufens einfach wegnicke.
Apropos "wegnicken": die vorgestern so groß behupte Fortbildung begann um 10 Uhr 10 und war ca. 10 Uhr 23 wieder zuende. Dafür durfte ich dann zweieinhalb Stunden früher als gewöhnlich das Haus verlassen.
Anschließend legte ich mich vor meinem eigentlichen Arbeitsbeginn noch in die Herrenumkleide und machte ein Schläfchen.
Ein äußerst bizarres Vergnügen, wenn man weiß, wie wohl alle Herrenumkleideräume dieser Welt riechen.

Freitag, 8. Januar 2010

Schlaflos in Karlsruhe

Donnerstag, 1 Uhr 52: am Computer sitzen und schwarzen Kaffee mit fünf Stück Zucker in sich hineinschütten, als gäbe es kein Morgen. Das einzige Getränk, das mit der Menge an aufgenommenem Nikotin harmoniert, wenn man kein Bier im Haus hat.
Black Rebel Motorcycle Club (wie passend) hören. Über der Dunstabzugshaube funzelt dröges Licht.
Eigentlich schlafen müssen, in Anbetracht einer äußerst spannenden Fortbildung, die morgen ansteht: der korrekte Umgang mit Inkontinenzmaterial. Heißa, was haben wir uns gefreut, weiß man doch nach summa summarum 18 Jahren in diesem herrlichen Beruf, in denen man bereits gefühlten 97 solch erbaulicher Veranstaltungen beigewohnt hat noch nicht, wie man eine Windel korrekt anlegt, ohne daß der Träger ziel- und besinnungslos in der Gegend herumseicht.
Habe ich schon geschrieben, wie sehr ich Weingarten/Baden hasse? Ja? Danke.
Man kann es eigentlich nicht oft genug erwähnen, man könnte es mit einem Edding auf seine Stirn schreiben und- einen großen, rot blinkenden Pfeil (was eine komplizierte elektronische Apparatur erfordert, die ein technisch beschlagener Nachbar gegen einen geringen Obolus auftragshalber in seinen Frühstückspausen an der Werkbank zusammenbosselt), der somit ständig darauf hinweist, über seinen Kopf haltend- durch die Kaiserstraße laufen.
Eine Woche noch in diesem grausligen Kaff (an Fasching soll dort eine Wahnsinnsstimmung sein, habe ich mir sagen lassen... scheinbar will niemand aufhören, mir Argumente zu liefern, warum ich dort noch nicht mal tot im Rinnstein liegen will), dann wird sich die Geschichte bzw. eine Episode meines Berufslebens wiederholen.
Dann werde ich in Karlsruhe einen neuen Teilzeitjob in Festanstellung antreten, und zwar zusammen mit meiner ehemaligen Pflegedienst- und meiner ehemaligen Wohnbereichsleitung aus dem kürzlich sanft entschlafenen Franziskushaus in der Südweststadt. Das könnte tatsächlich mal wieder ein Job sein, auf den ich mich freue.
Solange halt noch Weingarten/Baden.
Ist es Zufall, daß von B.R.M.C. gerade "666 Conducer" läuft?

Dienstag, 5. Januar 2010

Einige Weisheiten zum neuen Jahr

1. Wenn einem auf dem Weg zur Arbeit am hellichten Tage auf dem Bürgersteig ältere Männer begegnen, die Jogginghose und Pudelmütze mit Bommel tragen, ohne daß man sich am Werderplatz befindet, muß man in einem Dorf sein.

2."Die Böhsen Onkelz sind für mich kein Rock... na gut, der Sänger singt ein bissel lauter als bei anderen Gruppen, und da ist auch Gitarre, aber es ist kein Rock."- "Was dann?"- "Also... für mich ist das kein Rock. Und ich find die gut, weil... also, es gibt doch echt keine Band, die sich aufgelöst hat, und noch dermaßen populär ist."
Nun denn.
Die Schlumpfentechnoband Böhse Onkelz war somit offiziell größer als die Beatles. Man kann von Arbeitskolleginnen immer noch dazulernen.

3. Es gibt Leute, die sich hauptsächlich von Rösselbräu ernähren, ohne erwartbarerweise ihr Augenlicht eingebüßt zu haben, obwohl sie äußerlich durchaus der allgemein gängigen Vorstellung von Leuten entsprechen, die sich hauptsächlich von Rösselbräu ernähren.

4. Ein grausliges Kaff mit einem- zugegeben schönen- historischen Ortskern ist immer noch ein grausliges Kaff.

5. Das waren launige Impressionen aus Weingarten/Baden. Am 17. 01. 2010 habe ich meinen letzten Arbeitstag dort. Ich sollte ein Kerzlein anzünden.

Allen meinen Lesern ein erfolgreiches neues Jahr (wo bleiben meine Manieren...)!

*edit*

Meine Manieren befanden sich schon im vorletzten Post, also ist das kommende Jahr mit weiter umgreifender Demenz meinerseits zu rechnen.
Ähm... habe ich eigentlich schon alles Gute für's neue Jahr gewünscht?