Samstag, 9. April 2011

Stille Tage in Berlin

Meine Zeit hier rückt unaufhaltsam ihrem Ende entgegen.
Am 27.04. geht es also wieder zurück in mein aufgeblasenes badisches Provinzkaff... und wenn ich nach Einbruch der Dunkelheit in der S- Bahn sitze, die die Haltestelle "Frankfurter Allee" mit ihrem überwältigenden Ausblick auf eben jene passiert, tut mir das sogar kurz leid.
Genauso, wenn ich an meinem Arbeitsplatz in Treptow- Johannisthal im 7. Stock aus dem Fenster blicke, wo sich ein atemberaubendes Stadtpanorama vor mir auftut.
Auch, wenn mich mit Berlin nach wie vor eine Haßliebe verbindet: es ist durchaus eine innige.

In Karlsruhe kann man wenigstens halbwegs unbehelligt öffentliche Verkehrsmittel benutzen.
Würde man hier jeden "Straßenfeger" und jedes "Motz" kaufen, die einem in Magazinform von seltsam tonlos sprechenden Obdachlosen in S- oder U- Bahn feilgeboten werden, man könnte einen Extrawaggon mieten und ihn bis unter die Decke vollstopfen.
Und danach ein Pferd vorspannen, das den ganzen Karren zur nächsten Mülldeponie zieht.
Leute, die es für einen charmanten Zugewinn halten, wenn Musiker zusteigen, um einen ungefragt und ungewollt mit ihrer Kunst zu beglücken, werde ich auch nie verstehen.
Nach einem Arbeitstag will ich erstmal meine Ruhe. Oder ein Bier. Wahlweise würde ich auch nicht "Nein" zu der Option sagen, einen geblasen zu bekommen.
Aber bestimmt brauche ich keine am U- Bahnhof Alexanderplatz zusteigenden filzbärtigen Studenten oder rumänischen Migranten, die auf Akustikgitarren, nepalesischen Hirtenflöten und Akkordeon je nach Herkunft Beatlessongs schänden oder osteuropäische Hochzeitsmusik herunterjuckeln.
Ditte macht Berlin aus, wa. Det Legere, wa.
In Karlsruhe gibt es nur zur Adventszeit einen bulgarischen Bauernimitatoren mit Lammfellweste, Walroßschnauz und Akkordeon, der meint, die Welt mit Weihnachtsliedern beglücken zu müssen.
Dafür ist er aber auch dermaßen allgegenwärtig, daß man vom Europaplatz bis Mühlburg dreimal die S- Bahn wechseln muß, um ihm zu entrinnen.
Letztes Jahr hatte er gar Verstärkung in Form einer hyperaktiven Hexe, die "Hey hey! Musica! Schöne Musica!" rief und einem in einer Art Veitstanz einen leeren Kaffeebecher als Spendenaufruf vor's Gesicht hielt.

Gibt es eigentlich Bahnen mit Schleudersitz?

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