Montag, 28. Juli 2014

"Gedenkkultur"

Die Unart, sämtliche öffentlich relevanten Themen mit dem angehängten Wort "Kultur" zu versehen, hat Eckhard Henscheid schon zur Genüge vorgeführt.
Darum möchte ich mich nicht auch noch an diesen Begriffen abarbeiten, sondern zu meinen eigentlichen Überlegungen kommen... doch dummerweise schob sich das Wort "Gedenkkultur" dermaßen aufdringlich dazwischen, daß ich nicht umhin kam, es als Überschrift zu benutzen.
Daß sogar das resistenteste Gehirn allmählich von solch medialem Scheißdreck dermaßen durch- und zersetzt wird, sollte einem aber doch zu denken geben... wenn nicht gar Furcht einflößen, wenn man sich des Nachts mal wieder schlaflos im Bett herumrollt und draußen der Wind heult. Oder ein Rudel Hunde.

Was natürlich ein passender Übergang ist angesichts der antisemitischen Meute, die da draußen knurrt, kläfft und mittlerweile dafür sorgt, daß man als offen erkennbarer Jude in Deutschland wieder Angst haben muß, auf die Straße zu gehen.
Natürlich kann und darf man Israel kritisieren, solange man dabei vernünftige Argumente vorbringt und auch in der Lage ist, diese auf zivilisierte Art mit der Gegenseite auszutauschen... und ebenfalls genausowenig Juden in Deutschland und Resteuropa automatisch mit Israel gleichsetzt. Denn Juden in Deutschland sind zunächst einmal Deutsche jüdischen Glaubens, und ich glaube nicht, daß jemand von ihnen im heimischen Keller arabische Kinder schächtet. Das vermute ich nicht mal bei Israelis jüdischen Glaubens.
Aber das ist ja unseren deutschen Muslimen samt Migrationshintergrund weitgehend egal, es geht immerhin um ihre palästinensischen Brüder und Schwestern, und da darf auf Internetseiten auch tausendfach religiös verbrämte, antijüdische Hetze aus der alleruntersten Schublade verbreitet werden, teilweise auf einer selbst in diesem erlesenen Umfeld noch erstaunlichen Debilitätsstufe. Spätestens, wenn sich Deutschtürken Adolf Hitler zurückwünschen, wird es völlig bizarr; vor allem, weil sie die Juden ja loswerden und nicht auf engstem Raum in einer Holzbaracke mit ihnen zusammenwohnen wollen, was in dem Fall wohl unvermeidlich wäre.
Aber mittlerweile geht sowieso alles rumpeldumm durcheinander; so marschierte bei einer Anti- Israel- Demo in Trier auch brav Safet Babic Seit' an Seite mit den Pro- Gaza- Demonstranten, bis jemandem auffiel, daß diese Kombination äußerst seltsam ist.
Ein NPD- Mann mit Migrationshintergrund übt den Schulterschluß mit Islamisten im Kampf gegen den gemeinsamen Feind; willkommen im Multi- Kulti-Faschismus 2.0.
Das dürfte einige tapfere Antifaschisten, die immer noch darum bemüht sind, ihren weltverbesserischen Furor an Leuten abzuarbeiten, die zur Fußball- WM Deutschlandfahnen aus dem Fenster hängen, wahrscheinlich endgültig überfordern. Letzteres sieht man auch schön daran, daß antisemitische Hetzer im Internet quasi per Generalbeschluß zu "Kartoffeln" erklärt werden, auch wenn die Urheber der Posts größtenteils türkische oder arabische Namen angeben. Wie meint Ilkay Gündogan im DFB- Werbespot? "Integration gelingt spielend".

Demzufolge kann ich dann auch wieder zur "Gedenkkultur" zurückkehren, denn dieses buntgemischte Völkchen, wie unseres mittlerweile eines ist, verdient eine vernünftige.
So dachte ich letztens, als ich spätabends durch die Südstadt schlenderte und auf die sogenannten "Stolpersteine" achtete, über die man nicht stolpert, sondern auf denen man bestenfalls achtlos herumtrampelt, wenn man sie zwischen Kippen und Kaugummipapier nicht gleich bemerkt.
Den Trend, dem sogenannten "Gedenken" ein ästhetisch anmutendes Mäntelchen umzuhängen, finde ich  nachvollziehbar, aber grundverkehrt. Das Stelenfeld in Berlin, das Mahnmal für ermordete Homosexuelle bzw. Sinti und Roma ebenda, Stolpersteine... alles weitgehend künstlerisch anspruchsvoll.  Dazu in letzterem Fall zwar gutgemeint, aber spätestens nach der dritten Hundepissedusche hilft auch der edelste Vorsatz nicht mehr dagegen, den Opfern jede Würde zu rauben.
Noch dazu sind erwähnte Mahnmale völlig abstrakt, und ernsthaftes Gedenken verträgt nur in den seltensten Fällen Abstraktion.
Jeder deutsche Ort verdient ein Mahnmal. Und zwar das häßlichste Gebäude auf seinem zentralen Platz... und dort sind ähnlich dem War Memorial in Washington auf großen, schwarzen Marmortafeln akribisch Name und frühere Adresse der ermordeten ehemaligen Mitbürger des betreffenden Ortes eingraviert, wenn möglich mit einem daneben eingefaßten Photo, um klarzustellen, daß hinter jedem Namen eine reale Person, ein Leben stand.
Warum ein häßliches Gebäude? Weil sein Anblick genau den Schandfleck widerspiegeln soll, den der Holocaust in Deutschlands Geschichte verkörpert.

Und, was noch wichtiger ist: weil es rein durch sein Äußeres kein attraktives Ausflugsziel für Besucher aus dem Ausland darstellt, sondern wenn, dann höchstens durch seinen Inhalt.
Denn aus ästhetisierten Gedenkstätten als ehemaliges Tätervolk noch Kapital zu schlagen, und sei es nur durch die umgebende Gastronomie: der Gedanke ist einfach zu widerlich.

1 Kommentar:

  1. Gut gebrüllt.

    Aber: Auch wenn das Denkmal hässlich wie die Nacht wäre – man würde aus der Erinnerungskultur trotzdem ein gutes Geschäft machen.

    It's Kapitalismus, Baby ... Geld verdienen kann man immer, wenn man entsprechende Schamempfindungen wegschmeißt.

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