Freitag, 31. Oktober 2014

Bizarre Kontraste

Manchmal führt mich die Suche nach der dunklen Seite des Menschen auf sonderbare Wege.
Zum Beispiel auf eine Internetseite, die penibel alle in Texas durchgeführten Hinrichtungen auflistet, samt Informationen über die Täter sowie der exakten Wiedergabe ihrer letzten Worte:

http://www.tdcj.state.tx.us/death_row/dr_executed_offenders.html

Hierbei fiel mir ein Fall durch den Kontrast zwischen der unfaßbaren Brutalität des Verbrechens (die Lektüre des Tathergangs empfehle ich Ihnen nur, wenn Sie über ein halbwegs stabiles Nervenkostüm verfügen) und der völlig religiös- esoterischen Schwurbeligkeit der letzten Worte auf, der den komplett irren Gesamteindruck vollendet abrundet.
Dies soll kein Plädoyer für oder wider die Todesstrafe sein... sondern nur ein Blick in menschliche Abgründe, die man sich nicht ausdenken könnte, ohne sich dabei selbst halbwegs geisteskrank zu fühlen. Man mag es moralisch verwerflich finden, einen Hingerichteten dermaßen vorzuführen, da die Seite jedoch öffentlich einsehbar ist, hält sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen... es trifft schließlich keinen netten, armen psychisch Kranken, der hier dem Gespött preisgegeben wird.
Ich kann Sie natürlich nicht daran hindern, mich trotzdem für ein Arschloch und diesen Eintrag für mindestens zwiespältig zu halten. Aber damit muß ich leben. Zum Lesen anklicken:






Nicht schön. Doch nun die letzten Worte:

"The Polunsky dungeon should be compared with the Death Row Community as existing not living. Why do I say this, the Death Row is full of isolated hearts and suppressed minds. We are filled with love looking for affection and a way to understand. I am a Death Row resident of the Polunsky dungeon. Why does my heart ache. We want pleasure love and satisfaction. It. The walls of darkness crushed in on me. Life without meaning is life without purpose. But the solace within the Polunsky dungeon, the unforgivesness within society, the church Pastors and Christians. It is terrifying. Does anyone care or who I am. Can you feel me people. The Polunsky dungeon is what I call the pit of hopelessness. The terrfying thing is the US is the only place, country that is the only civilized country that is free that says it will stop murder and enable justice. I ask each of you to lift up your voices to demand an end to the Death Penalty. If we live, we live to the Lord. If we die we die to the Lord. Christ rose again, in Jesus name. Bye Aunt Helen, Luise, Joanna and to all the rest of yall. You may proceed Warden." (began singing)

Amen.

Keine Rechtfertigung notwendig.

Die Überschrift ist mit Bedacht gewählt: daß ich eine Demonstration, unter deren Teilnehmern ein ordentlicher Prozentsatz Neonazis zu finden ist- wie am 26. 10. in Köln die sogenannte "Hooligans gegen Salafisten"- Manifestation- nicht wirklich gutfinde, dürfte jedem, der mich ein bißchen kennt beziehungsweise diesen Blog verfolgt, nicht zwingend überraschen.
Doch genauso albern finde ich, wie in der Presse damit umgegangen wird. Mittlerweile ist in immer neuen Berichten die Teilnehmerzahl von anfänglich 3000 (laut SPON vom 27.10. gar "annähernd 3000 Randalierer", also schon nach oben aufgerundet) über 4000 und 4500 auf - laut "taz"- mittlerweile 4800 Demonstranten gestiegen, die zudem nun zusätzlich auch noch "Jagd auf Migranten und Linke" machten.
Da fragt man sich: wo hatten die zusätzlichen Teilnehmer sich alle verkrochen? Unter dem umgestürzten Polizeiwagen? Und wann wird die 10 000er- Grenze endlich überschritten? Gibt es dann Freibier?
Und warum muß die "taz" in diesem Artikel noch ein Zitat von 1983 des 1991 verstorbenen Michael Kühnen bemühen, als wäre in den letzten gut 31 Jahren nichts passiert und als gäbe er aus seinem Blumentopf heraus noch irgendeine Marschroute vor?
Was Stimmungs- und Panikmache angeht, braucht sich die linke vor der bürgerlichen und gar Boulevardschweinepresse nun wirklich nicht zu verstecken. Ein sehr guter, (etwas zu) umfangreicher und nichtsdestotrotz lesenwerter Artikel von Karl Nagel sei hiermit zur weiterführenden Lektüre empfohlen.

Doch was sind die Schlußfolgerungen aus diesem ganzen Quatsch?

"Die Linke sollte nicht tatenlos zusehen, wie der Kampf gegen den IS von der Rechten vereinnahmt wird". So stand es auf einer einschlägigen Website, die ich leider nicht mehr finde.
Nur setzt das voraus, daß die Linke allgemein in diesem Bereich etwas Substantielles zu melden hätte. Hat sie aber nicht.
Stattdessen arten  Demonstrationen gegen die IS in Solidaritätsbekundungen für die PKK aus, die jedem halbwegs empfindsamen Menschen als Organisation aus bereits erwähnten Gründen suspekt sein sollte; und wagt man es, den Salafismus zu kritisieren, kommt mit Sicherheit immer noch jemand, der die "Islamophobie"- Keule schwingt. Ein schönes Beispiel findet sich hier.

Ist es dann ein Wunder, daß sich weitgehend unpolitische Dumpfbacken mit der Meinung "HoGeSa tut zumindest einmal was" vor diesen Karren spannen lassen?
Beziehungsweise: wäre es auch als Linker möglich, einmal gegen die unerträglichen Veranstaltungen eines Pierre Vogel oder Sven Lau zu demonstrieren, ohne sich überzogener Kritik aus den eigenen Reihen stellen zu müssen, weil man damit orientierungslose junge Migranten angeblich in die Arme der Salafisten treibt?
Einen Vorteil hatte die HoGeSa- Demo jedoch: zumindest tauchten bei der Gegenveranstaltung endlich einmal Transparente auf, die brav die Stellungnahme "Gegen Hooliganismus und Islamismus" verkündeten oder, besser noch:
"Hooligans und Salafist*innen, verpißt euch"... um die Gendergap ja nicht zu vergessen, bevor sich irgendeine Vollbartträgerin diskriminiert fühlt.
Ein Aufbruch zu neuen Ufern? Sind wir irgendwann tatsächlich bereit, Faschisten unabhängig von ihrer Herkunft als ebensolche zu brandmarken, ohne ermüdende Grundsatzdiskussionen zu führen?
Und braucht es weitere HoGeSa- Demonstrationen, um einem klarzumachen, daß man nicht zwangsläufig für eine Sache sein muß, um gegen die andere zu sein? Denn wo Anti- Naziparolen nicht mehr genügen, weil deren (vorgebliches) Haßobjekt auch nicht für 2 Cent erträglicher ist, lernt der eine oder andere Parolendrescher vielleicht doch noch die Kunst ausgewogener Argumentation.

Montag, 20. Oktober 2014

Nachrichtensender N24!

Das Herausarbeiten von Kernaussagen scheinen Ihre Mitarbeiter zu beherrschen wie kaum jemand anders.
So wurde über Facebook folgende schockierende Nachricht publik gemacht:


Horror-Unfall im Zoo: Bär beißt Jungen den Arm ab
Ein Junge will in einem Zoo einen Bären füttern. Die Eltern sind unaufmerksam. Der Kleine streckt seinen Arm durch das Gitter. Der Bär kommt angelaufen und schnappt zu.

Das ist vorbildlich, denn niemand möchte sich allzulange  mit kompliziertem Satzbau aufhalten, wenn er beim Frühstückskaffee sitzt und in ein paar Minuten zur Arbeit muß.
Aber Sie kommen über gute Ansätze kaum hinaus, das Ganze geht nämlich noch kürzer. Darf ich Ihnen meinen Alternativvorschlag unterbreiten?

"Brumm-Brumm. *happs* Aua!"

Christine Buchholz (LINKE)!

Da es für mich wirklich nur schwer nachvollziehbar ist, in welchem Paralleluniversum Sie existieren, lassen Sie mich noch einmal die Quintessenz Ihres Wirkens und Waltens zusammenfassen und auf einen erhellenden Moment hoffen:

Studiert haben Sie also nicht nur "Erziehungswissenschaften, Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Politik und Religion in Hamburg", was nun wieder die Frage aufwirft, was eine dezidiert linke Gesinnung und zweites Studienfach- gar als Schwerpunkt- miteinander zu tun haben; nein, das darf natürlich auch nicht fehlen:  Islamfeindlichkeit ist der neue Rassismus und ideologische Begleitmusik des so genannten Krieges gegen den Terror, behaupten Sie auf Ihrer Homepage.
Davon abgesehen, daß Klassifizierungen wie "alt" und "neu" in Verbindung mit dem Begriff "Rassismus" kompletter Unfug sind (und "Islamfeindlichkeit ist der neue Antisemitismus" zumindest noch eine Spur unzurechnungsfähiger klänge), frage ich mich, wo im Kampf gegen den IS nun die Ideologie begraben sein soll. Ein neuer Kreuzzug zur Christianisierung des Nahen Ostens? Die Errichtung eines neuen Jerusalem? Oder die allgemeine Betrachtung von Muslimen als Untermenschen, die es auszumerzen gilt, angefangen hierzulande und weitergeführt dort?
Denn eines ist sicher: Sie sind für Frieden auf Gottes weiter Welt.
Das sieht man nicht nur daran, daß Sie auf Ihrer Homepage unter der Rubrik "Spenden" mit Ihrer Großzügigkeit hausieren gehen ("Zusätzlich leiste ich einmalige Spenden an verschiedene Projekte, z. B.: Projekt zurück – Flüchtlingsprojekt, Antimilitaristisches Konzert in München, European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) Berlin, Sozialatlas Kassel, die Bamako-Dakar-Karawane, Proteste gegen die Nato Sicherheitskonferenz in München, Gedenkstein Opfer der NS Militärjustiz, Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V., Antirepressionsarbeit Dresden Nazifrei 2011, Filmprojekt „Wer rettet wen?“, Internationale NATO-Konferenz von No to War – No to NATO, Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum, Veranstaltungsrundreise von chilenischen Aktivistinnen und Aktivsten, Knastpatenschaft „Krieg-Nirgendwo“, Förderverein Frieden e.V. „Protestbündnis gegen Petersberg II, CFM verdi Streik, Obdachlosenweihnachtsfeier der Jenny de la Torre-Stiftung, Newroz –Delegation nach Kurdistan zum kurdischen Neujahrsfest 2013, Pax an! Atomwaffenfrei u.a., sowie verschiedene Initiativen von Gliederungen der Partei DIE LINKE, des Linke.SDS und der Linksjugend.solid."...exakt so steht es ebenda geschrieben) sondern auch daran, daß Sie öffentlichkeitswirksam selbst(?)beschriftete Pappdeckel in die Kamera halten und Parteigenossen auffordern, diese Photos auf Facebook weiterzuverbreiten.
Auf diesen steht dann etwa "Solidarität mit dem Widerstand in Kobane! US- Bombardement stoppen!", was nicht etwa ein Widerspruch ist, nein, denn:
 
"Der IS kann nur von unten, aus der irakischen und syrischen Gesellschaft heraus geschlagen werden. Es gibt in den arabischen Städten des Iraks und Syriens Kerne einer politischen Linken, die den Bezugspunkt für die internationale Linke bilden müssen."

Was wiederum ihrer Meinung nach in erster Linie durch eine Aufhebung des PKK- Verbots erreicht werden soll, einer Organisation also, die bei ihrem bewaffneten Kampf nur wenig Rücksicht auf Menschenleben zu nehmen scheint (wobei die Getöteten in erster Linie türkische Soldaten waren, was in Ihrem dezidiert antimilitaristischen Weltbild wahrscheinlich eine logische Konsequenz aus der Entscheidung für das Soldatsein und deswegen zu rechtfertigen ist). Zumindest erscheint das aber als das geringste Übel.
Denn:

"Die Entscheidung, mit Waffen am Irak-Konflikt teilzunehmen, verstrickt die Bundesrepublik Deutschland in den nächsten Nahostkrieg – mit unabsehbaren Folgen.
Um ihre Beteiligung an der US-geführten Kriegskoalition zu rechtfertigen, will uns die Bundesregierung Glauben machen, im Irak begingen nur der IS Gräueltaten. Sie verschweigt, dass sich das Regime in Bagdad lediglich dank der Unterstützung durch radikal-schiitische Milizen hält, die wie der IS von Rassismus durchdrungen sind – unter umgekehrten Vorzeichen."

Sprich: der Westen soll sich aus allem raushalten, denn er ist böse. Stattdessen müssen wir einfach nur das PKK- Verbot aufheben und den Kurden ganz fest die Daumen drücken, und alles wird gut.
Das wird die Peschmerga samt ihren altersschwachen Flinten besonders freuen, die die IS stattdessen auch gleich mit Obst bewerfen könnten. Der Effekt wäre vermutlich derselbe, nur daß dabei niemand so schnell totgehen würde, während wir hier mit Ihnen im Verbund mit Margot Käßmann Friedensmahnwachen und Solidaritätslichterketten für Kobane abhalten, wofür die Kurden wahrscheinlich sehr dankbar sein werden.

Schön, solche Gedankenspiele über eine "Frieden schaffen ohne Waffen"-eske Welt. Ich könnte ja noch eine zeitlang so weitermachen, aber es ist 2 Uhr 05, und ich will nicht nur allmählich in mein Bett, sondern auch nicht noch mehr Zeit mit Ihrem Gesabbel verschwenden. Zumindest der erhellende Moment ist da... und er unterscheidet sich nach der Lektüre des ganzen Quatsches auf diversen Internetseiten nicht von meiner zu Beginn der Niederschrift gefaßten Meinung.
Deshalb möchte ich mich um Abschluß selbst zitieren, und zwar mit der Nachricht, die ich Ihnen auf Ihre Facebook- Pinnwand gepostet habe:

"Das wirrste Gefasel, das ich seit langem gelesen habe sowie der unschlagbare Beweis dafür, wie auch in offenbar wohlmeinenden Köpfen gerade alles rumpeldumm durcheinandergeht. Bitte machen Sie weiter so. Ich amüsiere mich prächtig. P.S.: ich habe tatsächlich DIE LINKE gewählt. Sollte ich noch eine Chance haben, meine Stimme im nachhinein für ungültig erklären zu lassen, bitte melden."


Sonntag, 19. Oktober 2014

Rhetorische Perlen

Die Seite "Rhetorische Perlen von AfD- und NPD- Anhängern" macht bis zu einem gewissen Grad Spaß.
Allerdings wird dieser Grad schnell überschritten, wenn man sich vergegenwärtigt, daß hinter jedem der vorgeführten Posts, so legasthenisch und strunzdumm sie auch formuliert sein mögen, tatsächlich ein realer Mensch steht, der da draußen frei herumläuft und den Kopf offensichtlich voller Haustierexkremente hat.
Und da braucht es keine sonderlich linkspolitisch linientreu motivierte Humorfreiheit, damit einem das Lachen sehr schnell vergeht.
Sehen Sie selbst, vorgeführt am Beispiel vom Grabner Franz. Ja, es sind lauter lustige Rechtschreibfehler drin, aber das soll nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß der gute Mann diesen widerlichen Dreck, den er da von sich gibt, wirklich ernst meint, was ein kurzer Besuch auf seiner Facebookseite bestätigt.
Und da steht man dann vor dem altbekannten Dilemma: lachen oder "fall tot um, du dummes Stück Scheiße".


Freitag, 17. Oktober 2014

Irgendwelche Nerds im Haus?

Momentan werde ich auf Facebook häufig zu sogenannten Challenges herausgefordert: nenne deine 10 liebsten Bücher, Filme, Platten, Bücher... was eigentlich schon schwer genug ist, wenn man sich bereits seit Jahr und Tag mit kaum etwas anderem beschäftigt. Nun kam eine Aufforderung bei mir an, die mir nahezu unmöglich erscheint: 10 Songs. In Worten: zehn.
Vor geraumer Zeit habe ich mir mal die Mühe gemacht, im ME- Forum eine Liste von 100 Songs zu erstellen, die für mich wichtig sind und festgestellt, daß die schon gänzlich unvollständig war. Eigentlich hätten es mindestens 500 sein müssen, und selbst dann hätte ich das Gefühl der Unvollständigkeit nicht verloren.
Jedoch hatte ich ebenda zu jedem Song einen kurzen Begleittext geschrieben, das warum und wieso meiner Wahl erklärend, und nach 100 Stück war dann auch einfach mal gut, um das Ganze nicht völlig beliebig erscheinen zu lassen und außerdem in diesem Leben auch noch was anderes zu tun.
Mich verlangt es ständig nach musikalischem Input, den ich mir bergeweise zu Gemüte führe, und für mich gibt es mittlerweile nur noch drei Arten von Musik: "Gefällt mir", "ist mir egal" und "Gefällt mir nicht". Denn  seit ich mit zunehmendem Alter meinen Geschmack erweitert habe, höre ich auch wieder eine Menge Sachen , die ich mit 20 nicht mal mit der Beißzange angefaßt hätte. Und dazu stehe ich auch. Ich bin mittlerweile zu alt, als daß mir Musik noch peinlich wäre, und vor 19jährigen Punks als uncooler alter Sack dazustehen, ist nicht wirklich meine Hauptsorge dieser Tage.
Nichtsdestotrotz: um einen angemessenen Überblick zu bieten, der über 10 Songs auf Facebook hinausgeht, verlangt meine Statistikerseele doch zumindest mal 100 Songs. Deswegen ohne weiteren Kommentar meine hierzu erstellte Liste.
Angemerkt sei nur noch, daß lediglich die Plätze 1-7 sich in diesem Leben wahrscheinlich nicht mehr ändern werden, der Rest ist je nach Tag und Laune variabel. Und mein aktuelles Lieblingslied ("Girlfriend Is Better" von den Talking Heads, noch dazu eine meiner liebsten Bands) taucht in dieser Aufzählung nicht mal auf.

Hier also:
100 SONGS, DIE MICH BEEINDRUCKT HABEN (und Platz 77 ist kein Versehen, sondern mein Ernst):

01 Iggy Pop: The Passenger
02 The Church: Under The Milky Way
03
Big Black: Kerosene
04
The Stranglers: Golden Brown
05
Sixteen Horsepower: American Wheeze (Night Owl Session)
06
Cantu U Populu Corsu: L'armata di l'ombra
07
Unsane: Body Bomb
08
Wu- Tang Clan: Wu- Tang Clan Ain't Nuthing Ta Fuck Wit'
09 Hot Snakes: Salton City
10
Isaac Hayes: Theme From Shaft

11
Slayer: South Of Heaven
12
Black Moon: How Many MC's...
13 The Jesus Lizard: Nub

14
Spliff: Déjà Vu
15
Paris: The Devil Made Me Do It
16
The Trashmen: Surfin' Bird
17
Dr. Dre: Still D.R.E.
18
Iggy and the Stooges: Cock In My Pocket 
19 Ween: Buenas Tardes Amigo

20
Killing Joke: The Death And Resurrection Show
21
Tricky: Ponderosa
22
Refused: New Noise
23
Nick Cave and the Bad Seeds: Do You Love Me?
24
James Brown: Super Bad
25
Curtis Mayfield: Superfly
26
Helmet: In The Meantime
27
R.E.M.: The One I Love
28
The Rolling Stones: Can't You Hear Me Knocking
29
Tom Waits: 16 Shells From A Thirty- Ought- Six

30
Howlin' Wolf: Fourty- Four
31
Cypress Hill: Hand On The Pump
32
Miles Davis: Dr. Jackle
33
Element Of Crime: Weißes Papier
34 The
White Stripes: Seven Nation Army

35
Faith No More: Jizzlobber
36
Anne Clark: Our Darkness
37
Masta Ace Incorporated: Born To Roll
38
Muddy Waters: I've Got My Mojo Workin'
39
Joe Jackson: Steppin' Out

40
Kyuss: El Rodeo
41
Gang Starr: Take It Personal
42
Rutabaga: String's Gonna Get You
43
NoMeansNo: Now
44
Brand Nubian: Punks Jump Up To Get Beat Down
45
Fine Young Cannibals: Johnny Come Home
46
Screamin' Jay Hawkins: I Put A Spell On You
47
Suicidal Tendencies: You Can't Bring Me Down
48
ZZ Top: Arrested For Driving While Blind
49
Men Without Hats: The Safety Dance

50
mclusky: To Hell With Good Intentions
51
Viva L'Américan Death Ray Music: Sycophant
52
Gil Scott- Heron: Me And The Devil
53
Beastie Boys: Rhymin' And Stealin'
54
Grandmaster Flash and the Furious Five: The Message
55
Black Sheep: The Choice Is Yours
56
Georg Kreisler: Tauben vergiften
57
Massive Attack: Unfinished Sympathy
58
N.W.A.: Straight Outta Compton
59
Girls Against Boys: Bullet Proof Cupid

60
Schnuckenack Reinhardt Quintett: The Man I Love (Live)
61
Motörhead: Mean Machine
62
Crime Kaisers: Kill Kill Kill
63
Trend: Wir haben einen Auftrag
64
Prong: Whose Fist Is This Anyway?
65
Frankie Goes To Hollywood: The Power Of Love
66
Lou Reed: Dirty BLVD
67
Fugazi: Reclamation
68
Stump: Buffalo
69
Wall Of Voodoo: Mexican Radio

70
The Who: Happy Jack
71
The Beatles: Hello Goodbye
72
Adriano Celentano: Una Festa Sui Prati
73
Spectre feat. Sensational: Pillars Of Smoke
74
Jeru The Damaja: Come Clean
75
Mule: We Know You're Drunk
76
John Lee Hooker: Boogie Chillen
77
Genesis: Mama
78
House Of Pain: Back From The Dead
79
Baby Huey: Hard Times

80
Bob James: Nautilus
81
Shorty: Coopie N' Me
82
Melvins: Joan Of Arc
83
Captain Beefheart and the Magic Band: Ice Cream For Crow
84
Peter Moesser's Music: Happy Time
85
Shellac: Wingwalker
86
Billy Idol: Rebel Yell
87
Eric B. & Rakim: Know The Ledge
88
Stevie Wonder: Sir Duke
89
Clutch: A Shogun Named Marcus

90
The The: Slow Train To Dawn
91
Jackie Wilson: Higher And Higher
92
Sade: Smooth Operator
93
Sick Of It All: Just Look Around
94 The Housemartins: Happy Hour
95 Nino Ferrer: Le Téléfon
96 Ian Dury and the Blockheads: Hit Me With Your Rhythm Stick
97
Grace Jones: Pull Up To The Bumper

98 Pantera: Mouth For War
99 Kate Bush: Cloudbusting
100
Dr. Dre feat. Snoop Dogg: Deep Cover

In eigener Sache:


Freitag, 10. Oktober 2014

Der widerwärtige Dialekt

Ich weiß: de mortuis nil nisi bene. Oder, weniger geklugscheißert: über Tote soll man nur Gutes sagen, auch wenn mir dieser Spruch noch nie logisch vorkommen wollte.

Gestorben ist vor geraumer Zeit leider auch Martin Büsser, was aber nichts daran ändert, daß mir folgendes Zitat aufstieß, als ich im Rahmen der unsäglichen reichsdeutschen Kaspereien Xavier Naidoos auf einen Verriß eines seiner Alben auf der INTRO- Homepage stieß, für den ersterer verantwortlich zeichnet:

Wenn Mannheim, diese schreckliche, zur Stadt aufgeblähte Großkaserne mit Bewohnern, die einen widerwärtigen Dialekt sprechen (alle klingen dort wie Joy Fleming), die "Stadt des Herrn" sein soll, wie Naidoo ständig verkündet, indem er patriarchalisch "Mann" mit "Herr" gleichsetzt, dann muss die Hölle ein idyllisches Städtchen in der Provence sein.

Ich, der ich ja selbst im kurpfälzer Idiom beheimatet bin, spreche also einen "widerwärtigen Dialekt" und klinge wie Joy Fleming?
Na, da haben es die Menschen, die hochdeutsch sprechen, natürlich besser. Die klingen wenigstens alle nur wie Adolf Hitler.

Rettet die deutsche Kultur!

Die deutsche Kultur, so wissen wir, ist bereits seit langer Zeit in ernsthafter Gefahr. Und was die Rechte hierzulande unter deutscher Kultur versteht, wissen wir spätestens seit den Kunstausstellungen des Dritten Reiches samt Arno Breker selig. Doch zum Erhalt dieser Kultur müssen auch wertvolle Pretiosen der Dichtkunst dem Vergessen entrissen werden, wie zum Beispiel dieses wunderschöne Meisterwerk hier, verbreitet von einer deutschnationalen Seite im Internet:

Swantje Swanhwit - Thule

Hörst du die wilden Schwäne singen
jenseits der weißen Nebelwand?
Horch, wie die Zauberharfen klingen
gerührt von weiser Frauen Hand.
Hörst Du, wie das Nordmeer
an die Felsen schäumt?
Dort muß ein heimlich Ufer sein.
Der Sage nach dort eine Insel träumt,
mit Felsen hoch aus rotem Stein.

Hörst Du? Der Wind rauscht in den Eichen.
Heilger Tempel ist der Wald.
In den rauen Rinden Runenzeichen,
dort ist der Götter Aufenthalt.
Ungezähmte weiße Pferde weiden dort.
seidig hell schimmert ihr Fell.
Denn es ist ein alter heilger Ort
am silberklar springendem Quell.

Bernstein schmücket edle Hallen,
Gold gleißt und Edelstein.

Hörst Du die tiefen Luren schallen
Sie laden zum Thing Getreue ein.

Herüber dringt jetzt nur ein leises Wispern,
manch Schicksalswort vom Nornenborn.
Der Wind trägt herüber auch das leise Flüstern,
von schäumendem Met im Silberhorn.


Aber die weißen Nebel hüllen
auf ewig dieses Eiland ein.

Willst du nach ihm deine Sehnsucht stillen,
mußt du ein Auserwählter sein.

Denn nur Wesen edel, treu und rein,
führt das Boot an jenen Strand.
Nur tapferen Helden, edlen Maiden fein
zeigt sich das heilige Land.

Hinter den Nebeln liegt verborgen,
ach, ein wunderschönes Land.
Lüge, Feigheit, Hass und Sorgen
sind aus seinem Reich verbannt.
Hörst du wie das Nordmeer
an die Felsen schäumt?
Dort muß ein heimlich Ufer sein.
Der Sage nach dort eine Insel träumt.
Das muß die Insel Thule sein!


Na, sind Sie noch wach? Beziehungsweise gesund? Kein explosionsartiger Ausbruch von Diarrhöe?
Ich habe das mit voller Absicht in kompletter Länge hier reinkopiert, weil ich hoffte, damit die Trostferne dieses Kulturbegriffs zu transportieren, der sich bis heute hauptsächlich durch rückwärtsgewandtes Pathos definiert. Benn? Arno Schmidt? Nein, Thule muß es sein.
Darum: rettet die deutsche Kultur, bevor so etwas als ihr alleiniger Repräsentant gelten darf!
Denn amen, amen, ich sage euch: sollte dereinst nur noch solch großhirnrindenauflösendes Schaumgeblubber publiziert werden, den autochthonen Deutschen zu frommen, muß sich wahrlich niemand mehr die Mühe machen, mich noch auszuweisen.
Dann gehe ich aus eigenem Antrieb nach Korsika und hoffe, nichts mehr von dieser Scheiße mitzukriegen.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Essen und gegessen werden

Was mir in letzter Zeit vermehrt auffällt (seltsamerweise auch bei mir) ist eine Umkehr der Wortbedeutungen "fressen/saufen" und "essen/trinken".
Früher war ersteres eigentlich den Tieren vorbehalten... mittlerweile geht man als Homo sapiens für gewöhnlich einen saufen oder könnte mal allmählich was zu fressen auftreiben.
Während, was reichlich bizarr ist, Hunde und Katzen mittlerweile Wasser "zum Trinken" hingestellt bekommen (schon häufig erlebt) oder ich vor allem auf Internetseiten öfter lesen muß, was dieses oder jenes Tier eigentlich "essen" würde.
Es heißt ja immer, Sprache wäre einem konstanten Wandel unterworfen, und damit läßt sich ja auch offensichtlich jeder Schwachsinn (nochmal: "Sinn machen") rechtfertigen.

Also: "Schatz, ein romantisches Fressen für zwei im italienischen Restaurant?"

Samstag, 4. Oktober 2014

Old School

Natürlich gab es beim sogenannten Südwestderby FCK- KSC mal wieder auf's Maul.
Scheinbar muß das so sein. Jahrzehntelange Tradition und so.
Mittlerweile habe ich da auch weitgehend resigniert und werde mich auch zukünftig hüten, mahnend den Zeigefinger zu erheben.
Ich wohne inzwischen seit 15 Jahren in Karlsruhe, mag die Stadt sehr und fühle mich voll und ganz daheim. Sogar mit dem KSC und seinen Fans habe ich mich weitgehend arrangiert, was ich früher nicht für möglich gehalten hätte... aber mit oktroyierten Zu- und Abneigungen habe ich es eh nicht so.
Genausowenig wie ich den KSC hasse, mag ich 1860 München, auch wenn zu meinem Bekannten- und Freundeskreis erstaunlich viele 60er gehören. Aber das nur nebenbei.
Das Spiel verbrachte ich heute in meiner Stammkneipe (die gleichzeitig eine KSC- Kneipe ist) inmitten von KSC- Fans... und obwohl man dort als FCK- oder VfB- Anhänger (sogar von denen trauen sich Vereinzelte hinein) nicht sonderlich empfindlich sein darf, was Verbalinjurien angeht, ist trotzdem alles rüde freundschaftlich. Noch schöner ist es natürlich, wenn die Wahrheit wie heute auf dem Platz liegt und man von befreundeten KSC- Fans die Einlösung ihrer Wettschulden in Form alkoholischer Getränke fordern kann, die dann gleich noch besser schmecken.
Ich frage mich, ob das in Mannheim oder Mainz mit den Baracklern bzw. dem Verein, den ich eh nicht ernstnehmen kann, genauso funktionieren würde, denn mit beiden verbindet mich eine genauso herzliche Abneigung wie früher mit dem KSC... und in ersterem Fall ist das Aggressionslevel trotz zwei Ligen Unterschied immer noch erstaunlich hoch.
Und würde mich ein Wahlmannheimer oder -mainzer darüber belehren, daß er dort in ähnlichen Fußballkneipen abhängt wie ich hier und alles ganz knorke ist, fände ich beide Vereine trotzdem noch scheiße.
Deswegen: wenn ihr euch unbedingt gegenseitig auf's Maul hauen müßt, dann tut euch keinen Zwang an.
Aber haltet mich da raus. Ich tue das künftig auch.

Freitag, 3. Oktober 2014

Neues aus der Deppenwelt

Man denkt ja immer, man hätte schon jegliche politische Meinungsjauche irgendwann in seinem Leben übergekübelt bekommen.
Aber die neue Strategie der Rechten verschlägt mir doch mal wieder die Sprache: angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen in Deutschland wird sich nämlich auf alte Stärken besonnen, wie an diesem legasthenischen Gestammel hier zu sehen ist:

Unser Land war ja auch kaputtgebombt, und wir sind nicht davongelaufen, sondern haben in die Hände gespuckt und es "wideraufgebaut". Anders als diese ganzen faulen und feigen Neger und Syrer.
Und es gibt tatsächlich Leute, die diesen Dreck felsenfest glauben.
Immerhin haben wir der Staatengemeinschaft tatsächlich zwei Gefallen getan: wir haben die meisten mutmaßlichen Sozialschmarotzer aus Deutschland, die im Ausland asylberechtigt gewesen wären, freundlicherweise selbst erledigt, bevor sie fremde Sozialsysteme belastet haben, und nach dem Untergang sind wir mal ganz anständig selbst in der Scheiße, die wir angerichtet hatten, sitzengeblieben, weil Deutsche sowieso niemand mehr haben wollte (wenn man nicht gerade Wernher von Braun war).

Natürlich sind solche Schoten eindeutige Fälle; aber ab und zu sollte man sich derartigen Meinungsmüll mal wieder glasklar vor Augen führen, um sich seiner grenzenlosen Dumm- und Frechheit erneut bewußt zu werden.
Eine Frischzellenkur, gewissermaßen.

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Ike's Return

Woran erkennt man eine gute Platte?
Vielleicht daran, daß man sie verhältnismäßig oft gehört hat, aber angesichts einer ausufernden Plattensammlung nun schon geraume Zeit nicht mehr, sagen wir mal drei Jahre.
Dann erhält man einen akustischen Anreiz, so wie ich vorhin im Plattenladen meines Vertrauens, entschließt sich, endlich mal wieder Isaac Hayes' 1969er- Album "Hot Buttered Soul" aufzulegen, und zwar LAUT, da es noch früh am Abend und man dazu allein in der Wohnung ist, und wird komplett gebügelt.
Allein die A- Seite, die ungefähr dreimal so gut ist wie die eher zähe B- Seite, walzt gerade über mich hinweg, wie es selbst die neue Sick Of It All nicht vermochte.
Zuerst das 12minütige "Walk On By", geradezu ein Mount Everest aus orchestralem Pomp und Schlock, von dem ich aber jede einzelne Sekunde liebe und zu dem Ike's Brummbärbariton paßt wie nichts anderes, danach der endlos groovende, ca. 837mal gesampelte Neunminüter "Hyperbolicsyllabicsesquedalymistic" (das heißt wirklich so). Beide versetzen mich gerade in eine nahezu euphorische Stimmung, und dabei bin ich stocknüchtern.
Meine Arbeitswoche war ein stressiger, nervtötender Haufen Scheiße... und Ike macht mir gerade soviel Spaß, daß jeder Gedanke daran in der selben Sekunde von ihm durch's offene Fenster hinausgescheucht wird.
Und das, genau DAS macht eine gute Platte aus.