Freitag, 31. Oktober 2014

Keine Rechtfertigung notwendig.

Die Überschrift ist mit Bedacht gewählt: daß ich eine Demonstration, unter deren Teilnehmern ein ordentlicher Prozentsatz Neonazis zu finden ist- wie am 26. 10. in Köln die sogenannte "Hooligans gegen Salafisten"- Manifestation- nicht wirklich gutfinde, dürfte jedem, der mich ein bißchen kennt beziehungsweise diesen Blog verfolgt, nicht zwingend überraschen.
Doch genauso albern finde ich, wie in der Presse damit umgegangen wird. Mittlerweile ist in immer neuen Berichten die Teilnehmerzahl von anfänglich 3000 (laut SPON vom 27.10. gar "annähernd 3000 Randalierer", also schon nach oben aufgerundet) über 4000 und 4500 auf - laut "taz"- mittlerweile 4800 Demonstranten gestiegen, die zudem nun zusätzlich auch noch "Jagd auf Migranten und Linke" machten.
Da fragt man sich: wo hatten die zusätzlichen Teilnehmer sich alle verkrochen? Unter dem umgestürzten Polizeiwagen? Und wann wird die 10 000er- Grenze endlich überschritten? Gibt es dann Freibier?
Und warum muß die "taz" in diesem Artikel noch ein Zitat von 1983 des 1991 verstorbenen Michael Kühnen bemühen, als wäre in den letzten gut 31 Jahren nichts passiert und als gäbe er aus seinem Blumentopf heraus noch irgendeine Marschroute vor?
Was Stimmungs- und Panikmache angeht, braucht sich die linke vor der bürgerlichen und gar Boulevardschweinepresse nun wirklich nicht zu verstecken. Ein sehr guter, (etwas zu) umfangreicher und nichtsdestotrotz lesenwerter Artikel von Karl Nagel sei hiermit zur weiterführenden Lektüre empfohlen.

Doch was sind die Schlußfolgerungen aus diesem ganzen Quatsch?

"Die Linke sollte nicht tatenlos zusehen, wie der Kampf gegen den IS von der Rechten vereinnahmt wird". So stand es auf einer einschlägigen Website, die ich leider nicht mehr finde.
Nur setzt das voraus, daß die Linke allgemein in diesem Bereich etwas Substantielles zu melden hätte. Hat sie aber nicht.
Stattdessen arten  Demonstrationen gegen die IS in Solidaritätsbekundungen für die PKK aus, die jedem halbwegs empfindsamen Menschen als Organisation aus bereits erwähnten Gründen suspekt sein sollte; und wagt man es, den Salafismus zu kritisieren, kommt mit Sicherheit immer noch jemand, der die "Islamophobie"- Keule schwingt. Ein schönes Beispiel findet sich hier.

Ist es dann ein Wunder, daß sich weitgehend unpolitische Dumpfbacken mit der Meinung "HoGeSa tut zumindest einmal was" vor diesen Karren spannen lassen?
Beziehungsweise: wäre es auch als Linker möglich, einmal gegen die unerträglichen Veranstaltungen eines Pierre Vogel oder Sven Lau zu demonstrieren, ohne sich überzogener Kritik aus den eigenen Reihen stellen zu müssen, weil man damit orientierungslose junge Migranten angeblich in die Arme der Salafisten treibt?
Einen Vorteil hatte die HoGeSa- Demo jedoch: zumindest tauchten bei der Gegenveranstaltung endlich einmal Transparente auf, die brav die Stellungnahme "Gegen Hooliganismus und Islamismus" verkündeten oder, besser noch:
"Hooligans und Salafist*innen, verpißt euch"... um die Gendergap ja nicht zu vergessen, bevor sich irgendeine Vollbartträgerin diskriminiert fühlt.
Ein Aufbruch zu neuen Ufern? Sind wir irgendwann tatsächlich bereit, Faschisten unabhängig von ihrer Herkunft als ebensolche zu brandmarken, ohne ermüdende Grundsatzdiskussionen zu führen?
Und braucht es weitere HoGeSa- Demonstrationen, um einem klarzumachen, daß man nicht zwangsläufig für eine Sache sein muß, um gegen die andere zu sein? Denn wo Anti- Naziparolen nicht mehr genügen, weil deren (vorgebliches) Haßobjekt auch nicht für 2 Cent erträglicher ist, lernt der eine oder andere Parolendrescher vielleicht doch noch die Kunst ausgewogener Argumentation.

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