Freitag, 16. Januar 2015

Ich bin eine Memme.

Was infolge des Attentats in Paris an Arschgesichtern, Fanatikern und Geisteskranken mit Hilfe des Internets aus dem ranzigsten Schleim am tiefsten Grund der menschlichen Existenz emporsteigt, um der Welt seine Existenz und Meinung kundzutun, und seien beide auch noch so sinnfern und bescheuert, hält niemand aus, der noch alle Tassen im Schrank hat.
Zumeist religiöse Extremisten und/oder Verschwörungstheoretiker, die wieder den Juden (speziell dem Mossad), der CIA, der Regierung, den Medien, Chemtrails, Erdstrahlen oder Echsenmenschen die Schuld, Anstiftung oder gleich Ausführung dieser Aktion zuscherbeln.
Auf jedes einzelne dieser Hirnrindenverdampfungsexperimente einzugehen, wäre vergeudete Zeit... Sie erhalten auf dem wunderbar geistesabwesenden "Schall und Rauch"- Blog, den ich hier absichtlich nicht verlinkt habe, um diesen Wahn nicht unkontrolliert selbst weiterzuverbreiten, einen Überblick über die absunderlichsten Theorien. Vorher sollten Sie aber ihren Kopf fixieren... der Wunsch ihn bis zur Besinnungslosigkeit auf die Tischplatte zu hauen, könnte übermächtig werden.
Was ich dagegen verlinke, ist der ranzige Kommentar:

dieser selbstgefälligen Kotzbrocken

der offenbar manchen aus der Seele spricht, aber nicht mir.
Den Selbstbezichtigungsteil zu Beginn könnte ich ja fast noch unterschreiben, den auch ich bewege mich ja hier auf relativ sicherem Eis, das nur stellenweise dünn ist.
Aber so weit aus dem Fenster gelehnt, daß ich Angst um mein Leben haben mußte, habe ich mich bisher nie... und würde ich es darauf anlegen, würde ich hier sofort eine Mohammedkarikatur posten, etwas, wozu ich mich aber nicht überwinden kann. Ist das feige? Oder vernünftig? Bin ich besonnen und vermeide eine weitere Eskalation? Oder bin ich einfach nur ein Waschlappen?
Selbstzweifel begleiten mich dieser Tage, das Hinterfragen meines eigenen Antriebs und meiner persönlichen Grenzen.
Ja, vielleicht bin ich ein komplett ängstliches Suppenhuhn und gebe das hiermit auch öffentlich zu.
Trotzdem ist diese Erkenntnis für mich kein Grund, mich für den großen Selbsterkenner zu halten und jeden, der zu diesem Prozeß weder Willens noch aus welchem Grund auch immer in der Lage ist, geradezu debil zu finden.
Man lese und erbreche:


beschämend ist für mich das reflexhafte handeln (...) einer generation, die im netz allem gedankenlos folgt, was kurzfristig aufmerksamkeit verdient. ob da nun #jesuischarlie, "rip joe cocker" oder irgendwas mit #schneegida getwittert wird: es macht keinen unterschied mehr. es ist ein tausendfach kopiertes bekenntnis zu irgendetwas, das für den moment aktuell ist und ohnehin durch die timelines rauscht. und dieses bekenntnis will in meinem kopf einfach nicht mehr zu berührender anteilnahme werden, sondern wird zu dem, was es ist: eine große herde der belanglosigkeiten.
eine meinung hat jeder und sie muss raus in die welt, jetzt sofort. als ob man schockierende ereignisse nicht erst verarbeiten, als ob man dem gehirn nicht zeit geben müsste, sich darüber klarzuwerden, was hier gerade passiert ist, und noch viel wichtiger: was es bedeutet und welche konsequenzen wir daraus ziehen müssen. angst macht nicht der terroristische angriff auf das französisches satiremagazin charlie hebdo, angst machen die reaktionen darauf.


Angst machen also nicht die Anschläge, sondern daß das Volk sich lemminghaft einbildet, davon betroffen zu sein. Zumindest aus der Nummer bin ich raus, denn am Schluß verschone ich sie gnädig mit dem Fazit, eigentlich trotzdem alles schon immer besser gewußt zu haben.

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