Freitag, 10. März 2017

Die CL kann mich mal: vom Hoffen auf den Zusammenbruch

Wie gerne habe ich mich über den langsam heranziehenden Pesthauch der schönen neuen Fußballwelt aufgeregt, und nun stehen wir mittendrin.
Die naive Hoffnung, daran etwas ändern zu können, ist mittlerweile verschwunden, und der Bereich, wo einst alles saß, was ich bis in meine späte Twenzeit am Fußball liebte, ist verschwunden, einen bisweilen gräßlichen Phantomschmerz hinterlassend, der von einem Gefühl der Machtlosigkeit und Resignation abgelöst wird.
Mein steigender Widerwillen gegen die Champions League war ein erster Vorbote davon.
Ich kann allen Ernstes nicht mehr nachvollziehen, wie sich nach dem lächerlichen Scheitern des sogenannten Financial Fairplay "normale" Fußballfans immer noch an der endlosen Kette von Spielen gegeneinander antretender hochgepimpter Geldvernichtungsmaschinen ergötzen können, in denen Leute, für die Ablösesummen bezahlt werden, die die Grenzen zum kompletten Wahn bereits hinter sich gelassen haben, allein mit dem Zweck kicken, sich möglichst auf großer Bühne zu präsentieren, um noch besser dotierte Verträge abzustauben.
Spieler wie der einst unverwüstliche Karl - Heinz Körbel wirken da bereits wie ein Echo aus fernen Zeiten, Geschichten, die in Ehren ergraute Leute der heutigen Generation erzählen, die sie erst glaubt, wenn sie sich die Mühe macht, Wikipedia zu bemühen.
Ansonsten: stets dieselben Arschlochvereine, zu denen ich nie einen emotionalen Bezug hatte und die in immer neuen Konstellationen jährlich gegeneinander antreten. Ob da jetzt Bayern München gegen ManCity, ManCity gegen Inter Mailand, Barcelona gegen PSG, PSG gegen AC Mailand oder AC Mailand gegen Borussia Dortmund in immer neuen Konstellationen spielt, interessiert mich mittlerweile einen Dreck und hat ungefähr nur noch soviel Unterhaltungswert, wie im Formatradio die immer selben 50 Songs in ständig neuen Zusammensetzungen zu hören.
Eigentlich hatte man nach dem Zusammenbruch der erzkorrupten FIFA die Hoffnung, in ein neues Zeitalter einzutreten, aber nein: der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch.
Auch hierzulande ist es genauso eingetreten, wie befürchtet:
nachdem sich RattenBall Leipzig unter Erfüllung halbherziger Auflagen endlich den Zutritt in die Bundesliga ergaunert hat, wurde der Chor der Jubelperser immer lauter, und mittlerweile wurde nach der Vorarbeit von Hoppelheim das Ganze schneller Normalität, als man es befürchtete. Kritische Stimmen sind weitgehend verstummt, und nachdem sich einige Dortmunder Zuschauer daneben benahmen (nicht mißverstehen: Angriffe auf Frauen und Kinder sind tabu und nicht zu rechtfertigen), hat man RB endlich in der Opferrolle, in der sich sich selbst gerne sehen. Daß sich dort eine vorgeblich antifaschistische Fankultur herausgebildet hat, sei mit dem Hinweis auf das richtige Leben im falschen mal geschenkt. Stattdessen freut man sich auf den künftigen "deutschen Clasico" RB gegen Bayern, der so sicher kommen wird wie der Tod, der bleiche Kamerad.
Doch nicht RB Leipzig ist das Problem, sondern die Verhältnisse, die solche Mutanten erst kreieren.
Ich könnte jetzt wieder meinen alten Post von der "Hühnerwurst des Protofaschismus" hervorkramen, da ich darin die Wurzel des ganzen Übels sehe, und ich warte nur noch auf das Fallen der 50 + 1 - Regel.
Denn auch Traditionsvereine wie mein halbtoter FCK, der FCN oder der KSC wollen mal wieder an die Fleischtöpfe und würden einen Pakt mit dem Teufel oder einem russischen Ölmagnaten wahrscheinlich mittlerweile vor Verzweiflung auf dem Kopf stehend unterschreiben, um wieder dorthin zu gelangen.
Ich bin froh, daß ich mit dem SC Bastia zumindest noch einen Herzensverein habe, dessen pure Existenz in der ebenso verrotteten Ligue 1 aus den bekannten Gründen zumindest ein Hauch von politischer Subversion umweht.

Es hat sich eine riesige Blase gebildet, die aller Wahrscheinlichkeit nach in den nächsten paar Jahren platzen müßte und alles wieder in den Schweinekoben zurückschickt, aus dem es seit der letzten Bundesligakrise Ende der 80er, als unerklärlicher Zuschauerschwund die Liga in eine Existenzkrise stürzte, herausrobbte.
Ich hoffe, ich erlebe diesen Tag noch. Dann werde ich mir ein Bier aufmachen, eine Runde feiern und endlich mal wieder in Ruhe Fußball schauen ohne das Gefühl, einem Schmierentheater beizuwohnen.

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