Mittwoch, 22. März 2017

Ein Zombie namens Ulla

Ulla Norden, trotz ihres Nachnamens 1940 in Mannheim geboren, hatte 1981 einen Hit, und zwar eine deutsche Version des Discotitels "Hands Up" von Ottawan.
Ihr Song, dessen Text mit dem Original natürlich dermaßen wenig zu tun hat, daß er genausogut von einem nepalesischen Fruchtbarkeitsritual handeln könnte, trug den Titel "Mach mal Urlaub" und tauchte inhaltlich in die tiefste Senke der Costa Brava ein:


Urlaub, mach mal Urlaub,
komm wir packen unsre sieben Sachen
und wir machen Urlaub, endlich Urlaub,
denn nach alle dem Regen
will ich endlich Sonne sehen,
Sonne sehn, Sonne sehen.

Und wenn dann zu Haus
der Himmel Kurzschluss hat,
wenn es blitzt und kracht,
wenn kein Mensch
mehr übers Wetter lacht
liegen wir am Strand,
liegen wir am Strand.


Undsoweiterundsofort.

Leider ist der glumpfige Hit wider Willen als eine meiner prägendsten musikalischen Kindheitserinnerungen verbucht und steht in der Rumpelkammer gleichberechtigt neben "Ramaya" von Afric Simone, auch wenn er mich im Gegensatz zu Freund Fletschzahn nie zum Heulen gebracht hat, was angemessen gewesen wäre.
Stattdessen foltert er mich um diese Jahreszeit als stets wiederkehrender Ohrwurm, vor allem, wenn ich - wie heute - versuche, meinen ersten wohlverdienten Urlaubstag zu genießen.
Das mit dem Genießen ist eh so eine Sache.
Mittlerweile läuft es eher auf's "Wunden lecken" hinaus, denn es kracht nach 25 Jahren Pflege dermaßen im Gebälk, daß ich mittlerweile froh bin, wenn ich mich mal zwei oder drei Tage nicht körperlich betätigen muß.
Dies führte zu einer unvorhergesehenen Planänderung: eigentlich wollte ich auf die Leipziger Buchmesse, wo Frau Turini und ich einst erste zarte Bande knüpften, aber erstens hat mein Verlag keinen Stand, und zweitens hat Frau Turini Geschäftstermine en masse, was bedeuten würde, daß ich größtenteils allein unterwegs wäre und höchstens versuchen könnte, arglosen Messebesuchern in einer Guerillaaktion meine Bücher anzudrehen. Da mir dafür aber das Gebrauchtwagenverkäufer - oder Versicherungsvertretergen fehlt und ich außerdem mittlerweile eine gepflegte Aversion gegen große Menschenmassen entwickelt habe, könnte das eine reichlich spaßfreie und ennuierende Angelegenheit sein, vor allem, da man auf Buchmessen neben allerlei geschätzten Kollegen auch immer auf einen gepflegten Zirkel aus Sabbelköpfen und von sich und ihrem Tun restlos überzeugte Möchtegernkünstler trifft, deren Hipstertum dermaßen klischeebefrachtet ist, daß man alle kursierenden Klischees über Hipster gerne unüberprüft abnicken würde, wenn einem diese irgendwo begegnen.
Außerdem kündigen sich große Ereignisse an.
Die mir persönlich bekannte Band "Siedlerjugend" wird in der Alten Hackerei auftreten, um ihre Single zu promoten. Hierbei handelt es sich (kurz gesagt) um eine Gruppe von Männern an die 50, die eine Platte, die sie 1983 als Kiddiepunkband aufgenommen hatte, nochmal eingespielt hat, ohne an der Musik oder den Texten etwas zu ändern.
Das verspricht nicht nur erlesenen Spaß, sondern auch die Gelegenheit, mal wieder einen Haufen mittelalte Menschen, die ich ansonsten höchstens einmal im Jahr treffe, auf einem Haufen zu sehen, unter anderem den ehemaligen Gun Club - Betreiber (mein Zweitwohnzimmer in Berlin) Thomas Lühr, der da als Sänger fungiert. Und den Südpfalz Bankertz gebe ich doch jederzeit den Vorzug vor den Leipzig Hipsterz.

Und jetzt noch einmal alle zusammen:


Urlaub, mach mal Urlaub,
komm wir packen unsre sieben Sachen
und wir machen Ur...


BUMM.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen